Ich schrieb schon, dass gute Laune ein probates Mittel ist, Stottern zu reduzieren oder zumindest zeitweise verschwinden zu lassen. Was ist das für eine gute Laune?

Die ereignisbezogene gute Laune hilft sicher auch, aber sie ist flüchtig und verblasst wieder. Es geht mehr um gute Laune als Einstellung, als Haltung, unabhängig von den Umständen des Lebens. Natürlich gibt es auch Gründe, in bestimmten Situationen wütend und zornig zu werden. Die gute Laune, die ich meine, richtet sich vor allem gegen depressive negative Gedanken und Gefühle, die etwas sich Abwenden, Aufgeben, die Hoffnung fahren lassen zu tun haben.

Ich kann alleine deswegen gut gelaunt sein, weil ich ein menschliches Wesen geworden bin und eine Zeit lang in dieser Welt leben darf. Das hat einen Wert, der mein ganzes Leben lang gilt, unabhängig davon, was um mich herum passiert.

Eine solche gute Laune macht neugierig, erlebnishungrig, erfüllt mit Tatendrang, macht hartnäckig im Verfolgen von Zielen und erzeugt positive Erwartungshaltung. Neurobiologisch verhindert sie, dass der Arbeitsspeicher im Gehirn von negativen Regungen blockiert wird und hält ihn frei den präfrontalen Cortex und ermöglicht die Freisetzung von Dopamin im Gehirn, das für unsere Weiterentwicklung notwendig ist. Umso mehr man sich die guten Gründe für eine gute Laune ausmalt, umso mehr gelingt es, sie auch beizubehalten. Die Voraussetzungen für ein stotterfreies Sprechen werden dadurch erheblich verbessert, weil dadurch eben die linke Gehirnhälfte wieder am Sprechen beteiligt ist.

Selbstsicherheit, Selbstkontrolle, Selbstbewusstsein, innere Freiheit ergeben sich wie von selbst bei guter Laune als Lebenseinstellung.

Eine gute Stottertherapie muss auch gute Laune und positive Erwartungshaltung erzeugen, sonst kann sie nicht erfolgreich sein. Gute Laune und positive Erwartungshaltung aus dem Erlebnis, eben doch ohne Stottern sprechen zu können. Gute Laune und positive Erwartungshaltung muss man hartnäckig verteidigen gegen Versuche der untern Gehirnregionen, den Arbeitsspeicher wieder zu überschwemmen und zu blockieren. Die negativen Erlebnisse aus jahre- oder jahrzehntelangem Stottern haben sich nun mal in unserem Gehirn festgesetzt und lassen sich nur mit einer Umkehr der inneren Haltung und Einstellung bewältigen.

Eine gute Hilfe, um das alles zu schaffen, ist die einfache Meditation. Das ist eine Übung, bei der man sich eine Weile auf die durch Atmung verursachten Körperbewegungen konzentriert oder auch auf andere Körperempfindungen und nach unvermeidlichen Abschweifungen immer wieder darauf zurückkommt. Man kann das in einer Sitzung von 5-20 Minuten machen oder auch in jeder Lage mal einfach zwischendurch, um wieder zu sich zurückzufinden, wenn man sich von sich entfernt hat.

Es ist auch wichtig, sich jeweils nur auf eine Sache zu konzentrieren. Beschäftigt man sich mit zu vielen Dingen gleichzeitig, kann die Selbstkontrolle leicht verloren gehen.

Sehr richtige und nutzliche Information.

Ich habe auch einige Beiträge in dieser Richtung: Verstärkung der positiven Gefühle an der Mentalseite und Erhöhung der Sauerstoffsättigung an der Körpersite.

Wenn die Gefühle von unschuldig, wertvoll, sicher, informiert und stark zu sein ganz hoch niveau haben, dann wird man gegen alles, auch Stottern desensibilisiert.

Seit 2 Jahren erlebe ich eine körperliche und mentalle Veränderung durch meine Methodik. In diesem Zeitraum habe ich unter etwa Umstände stark gestottert. Aber ich habe mich niemals gelassen, runter zu gehen.Weil ich immer unschuldig, wertwoll, sicher, informiert und stark bin.

Dadurch habe ich meine Gefühlblockaden entdeckt und die mit EMDR befreit.

Gleichzeitig machte ich die einzige nützliche Atemsübung Keep it Costal, die die Sauerstoffsättigung erhöht und Atem Balance verbessert.

Gleichzeitig Kiefer, Lippen, Zunge und Artikulation Übungen.

Das Ergebnis ist ein Wunder.
Der Redefluss beim Vorstellungsgespräch wurde in 18 Monaten von %40 auf 95% erhöht.5% Verlust ist wegen des Defizit von Ausdrucksgefühl auf Deutsch ;)

Keine Therapie kann so erfolgreich sein, ohne diese Punkte gleichzeitig verbessert zu haben. Deswegen ist Stottern nicht ( schon ;) ) heilbar.

Hallo turm79,

EMDR ist eine einfache Methode zur Reaktivierung der Aufmerksamkeit. Sie kam etwa zur Zeit es Jugoslawien-Krieges auf und Servan-Scheiber berichtete damals, wie man mit der EMDR-Methode Menschen, die nach schrecklichen und eigentlich unerträglichen Erlebnissen in völliger Traurigkeit und Lethargie versunken waren, wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.

Du hast einen Weg gefunden, dich aus dem Gefängnis der Negativität herauszuwinden, deswegen glaube ich dir unbesehen, dass du dein Stottern so stark reduzieren konntest. Das ist auf andere Weise auch anderen hier gelungen, anderen wiederum noch nicht. Es kommt eben darauf an, mit Aufmerksamkeit und Mut Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und sich konsequent über das zu stellen, was einen wieder herunter ziehen will.

Hallo Eberhard,

EMDR ist ein Weg, Unterbewusstsein zu erreichen.Es ist nicht nur für Trauma, auch für Hochladen der positiven Gefühlen.

Mit EMDR kann man alles programmieren. Die negativen muss weg, die positiven muss rein und stark.

Ich habe nach der Vorbereitung meine Sprechgefühle damit verstärkt.Danach konnte ich direkt ruhig und mutig draußen fast fließendes Deutsch sprechen.

Natürlich muss man die positive Gefühle mit Siegen noch verstärken.

Hallo Petra,
es ist schon richtig, was du schreibst. Aber die Zitate vom Tag der Logopädie geben falsche Sichten wieder.

Das Stottern ist kein Monster. Es ist nur die Folge einer, sagen wir mal, Monster-Emotion. Wenn man von diesem Monster-Gefühl beherrscht wird, kann niemand mehr richtig sprechen. Das Stottern ist eigentlich eine unbedeutende Sache, das Bedeutende steckt dahinter. Deswegen sollten wir versuchen, das aufzudecken, was den normalen Redefluss zerstört. Mit dem inneren Zustand, den wir beim Stottern haben, würden auch diejenigen stottern, die sonst das Problem gar nicht kennen. Wir werden das aber nie herausfinden, wenn wir immer nur auf das Stottern starren. Deshalb: Desensibilisierung auf jeden Fall ja, die Kategorie Akzeptieren/Nicht akzeptieren sollten wir einfach aus den Überlegungen streichen, weil sie in die Irre führt.

Nochmal zur guten Laune: Ich habe ja geschrieben, dass ich nicht die ereignisbezogene gute Laune meine, sondern mehr eine positive Grundhaltung, die durch nichts zu erschüttern ist, die über den Dingen steht und einem den Kopf frei von den Monstergefühlen hält. Kann man üben.

Ich denke, wir Stotternde haben alle etwas Besonderes, was uns von der großen Allgemeinheit unterscheidet. (Hat das nicht jeder ?) Jede(r) von uns muss für sich selbst herausfinden, was sie/ihn von anderen unterscheidet. Das gelingt natürlich nicht, solange jemand glaubt, das Stottern sei das Unterschiedliche. Nein, das Stottern ist nur die Folge dessen, dass wir uns selbst nicht wirklich kennen und denken, wenn wir uns als Stotternde kennen, dann war’s das schon.

Ich muss hier etwas zurückrudern. Ich habe mir ja nun auf die Fahne geschrieben, zumindest für mich selbst herauszufinden, wie ich das Stottern ablegen kann. Was eine spannende geistige Beschäftigung in meinem Alter ist. Da ist meine Aussage über Akzeptieren/Nicht Akzeptieren eher logisch.

Wer diesen Ehrgeiz nicht hat, für den ist das Akzeptieren sicher der richtige Weg.