Ich stottere seit meiner Kindheit, also jetzt seit über 25 Jahren.

Während der Schulzeit habe ich eine Logopädie besucht, die ich wegen der Ausbildung irgendwann abbrechen musste. Dies liegt aber viele Jahre zurück.

Das Stottern hatte sich nie verändert. Besonders wenn ich aufgeregt bin und mit fremden Menschen reden soll, ist es ganz schlimm. Teilweise geht es soweit, dass ich mich nicht traue eine fremde Person anzurufen, also das telefonieren komplett vermeide oder vor fremden Menschen so gut wie kaum spreche, eher still bin. Wenn ich diese Person näher kenne, vertrauen gefasst habe, dann klappt es ohne Probleme. Ich kann dann ohne stottern mit ihr reden. Ich stottere nicht immer, nur wenn ich aufgeregt bin oder ich beschränke das Sprechen nur auf das Nötigste, wenn die Person fremd ist. Das hat dazu geführt, dass ich eine lange Zeit keine Arbeit gefunden habe, da es immer Kundenkontakt gab oder telefoniert werden muss. Die Vorstellungsgespräche waren auch immer eine Katastrophe.



Ich hatte dann erneut eine Logopädie begonnen, allerdings nur 10 Therapieeinheiten durchgeführt. Ein Bericht dazu müsste beim Hausarzt liegen. Ich habe diese Therapie wieder abgebrochen, da es mir nicht geholfen hat. Ich musste 1x pro Woche für 30 Minuten irgendwelche Brettspiele spielen und das brachte keinen Erfolg.



Jetzt habe ich endlich den ersehnten Job bekommen, im öffentlichen Dienst. Ich wurde gefragt, ob ich eine Gleichstellung habe. Dies musste ich verneinen. Ich habe einen Arbeitsplatz ohne Kundenkontakt. Dieser ist leider befristet. Da es aber eine große Behörde ist, bei der ich arbeite, würde sich bestimmt ein anderer Arbeitsplatz finden, wenn der Vertrag ausgelaufen ist.

Ich möchte jetzt einen Antrag auf Gleichstellung mit Schwerbehinderten stellen.



Dazu habe ich folgende Fragen:

1. Bringt es mir persönlich für meine Zukunft irgendwelche Vorteile? Ich meine, hätte ich dadurch eine Chance weiterbeschäftigt zu werden, wenn der befristete Vertrag zu Ende geht?

2. Hat der Arbeitgeber dadurch Vorteile und ist es gern gesehen im öffentlichen Dienst, wenn ich so eine Gleichstellung hätte?

3. Muss der Vorgesetzte davon erfahren, wenn ich so eine Gleichstellung bekommen sollte? Dadurch könnte sie mir bei der Weiterbeschäftigung behilflich sein, wenn sie davon wüsste?

4. Wie hoch sind die Chancen diese Gleichstellung von wenigstens GdB 30 zu bekommen, wenn ich nur 10 Therapiesitzungen durchgezogen habe, danach abgebrochen wurde und eventuell nur ein Bericht von der Logopädin beim Hausarzt vorliegt? Sind die Befunde ausreichend oder ist das nicht überzeugend genug?

5. Wann wird man zum Amtsarzt geschickt? Welche Voraussetzungen müssen dafür vorliegen?



Ich habe Angst nach dem Befristungsende wieder ohne Arbeit dazustehen und dann beginnt der Kampf um eine neue Arbeit erneut.

Allerdings habe ich diese Gleichstellung bisher auch immer abgelehnt, weil ich mir keine Chancen ausrechne -aus dem Grund, weil ich zu wenig Befunde vorlegen kann.



Hat jemand Erfahrungen diesbezüglich und kann weiterhelfen?

Hi Libelle :)

Ich wurde vom Versorgungsamt mit dem Grad "30" eingestuft.
Anschließend habe ich bei der Agentur für Arbeit eine Gleichstellung beantragt, welche auch angenommen wurde.

Als Gleichgestellte Person hat man zwar nicht alle Vorzüge, wie eine Person die direkt mit dem Grad "50" eingestuft wurde, aber ich kann zumindest sagen, das man zumindest einen Kündigungsschutz hat.
Also wenn der Arbeitgeber einen, aus Grund XY, Kündigen möchte, muss dieser erst beim Versorgungsamt anfragen, und die können dann Zustimmen, oder es sein lassen.

Mit dem Grad "50" hätte man z.B. auch noch Anspruch auf mehr Urlaubstage und mehr Gehalt.
Im Öffentlichen Dienst stelle ich mir das etwas Harmonischer vor, als in der Freien Wirtschaft.

Hallo Libelle,

ich kenne einen Stotternden der aufgrund seiner starken Symptomatik, Versagensängste und Depression 50% bekommen hat.
Inzwischen geht es ihm deutlich besser, konnte aber die 50% bisher behalten, soweit ich weiß.

LG

Roland

Vielen Dank für all eure Antworten bisher.

Mittlerweile habe ich einen GdB von 40 zuerkannt bekommen.
Leider hat es mit dem Stottern nicht für einen Schwerbehindertenausweis gereicht. Ich habe nun einen Gleichstellungsantrag gestellt, habe aber kaum Hoffnungen.

Das Problem ist, dass mein Arbeitsvertrag befristet ist. Er wird auslaufen, da ändert auch eine Gleichstellung nichts daran. Das musste ich im Antrag erstmal so angeben, dass ich Hilfe durch Kollegen beim Telefonieren und bei Kundengesprächen benötige, aber dass der Vertrag eben bald zu Ende geht.
Nun ist es aber so, dass ich mich neu bewerben muss, wieder diese ganzen Vorstellungsgespräche vor mir habe und schon oft die Erfahrung machen musste, dass ich bei diesen Vorstellungsgesprächen benachteiligt werde. Ich werde zwar eingeladen, da ich die Qualifikation mitbringe, also fachlich als geeignet erscheine, aber sobald ich zum Bewerbungsgespräch erscheine, werden diese Gespräche von den Personalern mittendrin abgebrochen und ich nach Hause geschickt mit der Begründung, dass andere Bewerber kommunikationsstärker sind. So zieht sich das wie ein Kaugummi von einem Vorstellungsgespräch zum nächsten. Ich hab das jetzt mal im Antrag so angegeben. Ich hab kaum Hoffnungen, dass diese Begründung von mir für eine Gleichstellung ausreicht.

Was denkt ihr? Ist die mangelnde Konkurrenzfähigkeit bei den Vorstellungsgesprächen ein Grund die Gleichstellung zu bekommen? Ich bewerbe mich ja größtenteils auf Stellen, bei denen ich nicht telefonieren muss bzw. ohne Kundenkontakt, aber die Vorstellungsgespräche brechen mir jedesmal das Genick.

Hat denn schon jemand eine Gleichstellung bekommen aufgrund von Sprachstörungen? Falls ja, wie habt ihr das im Antrag begründet?

Hallo,

Ich will was Anderes als Logopädie empfehlen.

Du hast geschrieben, dass du besonders mit Unbekannten Aufregung hast.

Das war genauso bei mir auch.Ich hatte immer bis 2019 beim Vorstellungsgespräche über 50% gestottert.

Das passiert wegen des Angstes vor Beurteilt und unterschätz zu werden. Es gibt auch andere verbindliche Ängste.

Ich habe die mit EMDR entfernt. Das erste Mal war ich bei einem Vorstellungsgespräch etwa 95% fließend. Ich war auch vor dem Termin ganz ruhig. Ich habe nach 32 Jahren Stottern einen Wunder erlebt, die ich vorher mir nie vorstellen konnte.

Suche nach EMDR und Wingwave.
Alles ist möglich.

Zitat von Libelle im Beitrag #1

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Ich möchte jetzt einen Antrag auf Gleichstellung mit Schwerbehinderten stellen.



Dazu habe ich folgende Fragen:

1. Bringt es mir persönlich für meine Zukunft irgendwelche Vorteile? Ich meine, hätte ich dadurch eine Chance weiterbeschäftigt zu werden, wenn der befristete Vertrag zu Ende geht?

2. Hat der Arbeitgeber dadurch Vorteile und ist es gern gesehen im öffentlichen Dienst, wenn ich so eine Gleichstellung hätte?

3. Muss der Vorgesetzte davon erfahren, wenn ich so eine Gleichstellung bekommen sollte? Dadurch könnte sie mir bei der Weiterbeschäftigung behilflich sein, wenn sie davon wüsste?

4. Wie hoch sind die Chancen diese Gleichstellung von wenigstens GdB 30 zu bekommen, wenn ich nur 10 Therapiesitzungen durchgezogen habe, danach abgebrochen wurde und eventuell nur ein Bericht von der Logopädin beim Hausarzt vorliegt? Sind die Befunde ausreichend oder ist das nicht überzeugend genug?

5. Wann wird man zum Amtsarzt geschickt? Welche Voraussetzungen müssen dafür vorliegen?



Ich habe Angst nach dem Befristungsende wieder ohne Arbeit dazustehen und dann beginnt der Kampf um eine neue Arbeit erneut.

Allerdings habe ich diese Gleichstellung bisher auch immer abgelehnt, weil ich mir keine Chancen ausrechne -aus dem Grund, weil ich zu wenig Befunde vorlegen kann.

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Zitat von Libelle im Beitrag #6

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Vielen Dank für all eure Antworten bisher.

Mittlerweile habe ich einen GdB von 40 zuerkannt bekommen.
Leider hat es mit dem Stottern nicht für einen Schwerbehindertenausweis gereicht. Ich habe nun einen Gleichstellungsantrag gestellt, habe aber kaum Hoffnungen.

Das Problem ist, dass mein Arbeitsvertrag befristet ist. Er wird auslaufen, da ändert auch eine Gleichstellung nichts daran. Das musste ich im Antrag erstmal so angeben, dass ich Hilfe durch Kollegen beim Telefonieren und bei Kundengesprächen benötige, aber dass der Vertrag eben bald zu Ende geht.
Nun ist es aber so, dass ich mich neu bewerben muss, wieder diese ganzen Vorstellungsgespräche vor mir habe und schon oft die Erfahrung machen musste, dass ich bei diesen Vorstellungsgesprächen benachteiligt werde. Ich werde zwar eingeladen, da ich die Qualifikation mitbringe, also fachlich als geeignet erscheine, aber sobald ich zum Bewerbungsgespräch erscheine, werden diese Gespräche von den Personalern mittendrin abgebrochen und ich nach Hause geschickt mit der Begründung, dass andere Bewerber kommunikationsstärker sind. So zieht sich das wie ein Kaugummi von einem Vorstellungsgespräch zum nächsten. Ich hab das jetzt mal im Antrag so angegeben. Ich hab kaum Hoffnungen, dass diese Begründung von mir für eine Gleichstellung ausreicht.

Was denkt ihr? Ist die mangelnde Konkurrenzfähigkeit bei den Vorstellungsgesprächen ein Grund die Gleichstellung zu bekommen? Ich bewerbe mich ja größtenteils auf Stellen, bei denen ich nicht telefonieren muss bzw. ohne Kundenkontakt, aber die Vorstellungsgespräche brechen mir jedesmal das Genick.

Hat denn schon jemand eine Gleichstellung bekommen aufgrund von Sprachstörungen? Falls ja, wie habt ihr das im Antrag begründet?

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