Hallo @Jürgen ,
ich möchte dir auf keinen Fall irgendwie zu nahe treten, darum versuche ich mich auch vorsichtig auszudrücken.
Dennoch glaube ich, dass du deine Situation noch verbessern kannst (mag ja sein, dass ich zu optimistisch bin.)

Zitat von Jürgen_H im Beitrag #6

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Freunde? Hatte ich nie. Ich will bestimmt kein Fass aufmachen oder sowas, aber ich bin der festen Überzeugung, dass du, und alle anderen, die das hier mitlesen, Freunde als etwas selbstverständliches sehen und wie wichtig sie in schwierigen Lebenssituationen sind.

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Ich habe in der Selbsthilfe, in der ich seit 4,5 Jahren aktiv bin, viele auch sehr schwer stotternde Menschen kennengelernt.
Und ich bin begeistert von der Atmosphäre, die der Schonraum Selbsthilfe diesen Menschen bietet. Sie können endlich mal ausreden, auch wenn es lange dauert. Sie können einfach sie selbst sein, wenn sie sich nur einmal das Herz ausschütten wollen, sie können aber auch Tipps bekommen, wenn sie es wollen, sie können sich andere und deren Lebensweg zum Vorbild nehmen oder sich ein klein wenig abgucken, was ihnen gefällt.
Nie wird einer verurteilt dafür, dass er nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht, und jemand mit einer geringen Symptomatik aber schweren Problemen ist ebenso willkommen wie jemand mit einer schweren Symptomatik und noch schwereren Problemen...
Das Schöne ist, niemand MUSS etwas sagen, jeder DARF sich äußern, und niemand wird unterbrochen!
Und so entstehen allein unter den Gruppenteilnehmern Freundschaften, die sehr wertvoll sind.

Zitat von Jürgen_H im Beitrag #6

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Mein wahres stottern hat neulich jemand telefonisch aus der Kölner Zentrale mit erleben müssen, der arme Kerl. Keiner hat mich jemals so "reden" gehört. Ich dachte, ich sei im falschen Film. Sowas unkoordiniertes habe selbst ich noch nie gehört. Da ist nix mit Sprach- oder Atemtechnik, habe ich alles bereits mitgemacht Es gibt dafür 2 Gründe. Mangelnde Lebens- und Sprecherfahrung.

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Wenn du mit Zentrale die BVSS meinst, wieso ist derjenige dann ein armer Kerl? In der Zentrale der BVSS arbeiten Stotternde und nicht Stotternde (meines Wissens stottern die männlichen Mitarbeiter alle und das teilweise schwer!) und sind es gewohnt, anderen Stotternden einfach zuzuhören.
Sie schämen sich nicht für dich fremd, sie sind das gewohnt. Es ist für sie Routine. Und sie respektieren es. Weil sie selber viele Therapien gemacht haben und ihre Techniken nicht immer und überall anwenden können - oder möchten.

Zitat von Jürgen_H im Beitrag #6

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Zitat von Chiara im Beitrag #4

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Und deine Ängste kannst du nur besiegen, wenn du dich Ihnen stellst.

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Definitiv (noch) nicht mein Weg. Ich brauche eine andere Form der Hilfe, die darauf hinzielt, zunächst mal mein kaum vorhandenes Selbstvertrauen aufzubauen...

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Es gibt sehr gute Therapeuten, die in sehr empathischer Form am Selbstbewusstsein eines Menschen arbeiten.
Es gibt aber auch Selbsthilfegruppen für Sozialphobiker. Sicher auch in deiner Nähe. Es ist wirklich nie zu spät.
LG
Petra

Hallo @Jürgen_H ,
du schreibst...

Zitat von Jürgen_H im Beitrag #11

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Skyperunde, Stutter social, Hangouts.......Puh, ihr fahrt aber große Geschütze auf, weiß gar nicht was das ist. Bin wohl noch im VHS/Beta Zeitalter hängen geblieben. Okay, Skype kenne ich vom hören sagen, muss mich mal näher damit beschäftigen. Ansonsten, tolles Forum hier, fühle mich auch gut aufgenommen.

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Ich bin ja nur unwesentlich jünger als du, allerdings habe ich mir vor ca. 20 Jahren mal die Mühe gemacht, mich mit dem Internet vertraut zu machen. Und was war der Anstoß?
Genau, mein Stottern. Bis zu dem Zeitpunkt, wo mich meine alten Gefühle zu erschlagen drohten, habe ich mich nämlich nicht für Internet interessiert. Und dann fand ich die ersten Stotterforen...

Dieses Interesse, das wieder ein wenig versiegt war, poppte erneut auf, als ich 2013 eine Radiosendung hörte, in der ein Stotternder verzweifelt versuchte, sich zu artikulieren und es ihm nicht gelang. Schock für mich als Hörer.
Das allein reichte, um mir das Thema Stottern wieder so präsent zu machen, dass ich erneut im Internet suchte.
Und diesmal das BVSS-Forum fand. Aber mehr als im Forum zu schreiben, traute ich mich einfach nicht. Begegnungen mit lebenden Stotternden? Undenkbar! Die würden mich ja auslachen und ausbuhen, dachte ich. Nach dem Motto: "Mach dir doch wegen dem bisschen Stottern nicht ins Hemd, schau doch mal uns an!" (Reine Phantasien von mir!!!)
Dann fand ich das Stutter Social, irgendwer lud mich zu dieser Facebook-Seite ein, wer weiß ich nicht mehr. Ich lud mir die Hangouts-App herunter und klickte irgendwann mit einem faden Gefühl im Magen den Link an, der immer schon Stunden im Voraus angekündigt wurde und dann um die versprochene Zeit gepostet wurde.

Stutter Social ist ein öffentlich moderiertes (in der Fachsprache "gehostetes" - diese Begriffe kannte ich auch alle nicht) Hangout. Hangout ist die Videokonferenz von Google. Es können 10 Personen gleichzeitig miteinander chatten. Das Programm ist so gestaltet, dass immer der Sprechende auf den Bildschirm rückt, während die anderen als kleine Bildchen unten am Rand erscheinen. Man sieht - sofern sie ihre Webcam an haben - ihr aktuelles, bewegtes Bild oder ein hinterlegtes Foto. Sollte es kein solches geben, sieht es eher aus wie ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Männchen.
Sinnvollerweise benutzt man einen Kopfhörer mit Micro (so ein kleines Ding vom Smartphone reicht vollkommen), weil es sonst Rückkopplungen geben würde.
Der "Host" (Moderator) begrüßt die Teilnehmenden, (die nicht alle zeitgleich dazustoßen, darum gibt es auch immer wieder neue Begrüßungen), danach stellt jeder sich vor, jeder kann seine Fragen stellen oder man einigt sich auf ein gemeinsames Thema.

Im Stutter Social, das mittwochs zwischen 19:30 und 21:00 Uhr stattfand (ich war lange nicht mehr drin und weiß daher nicht, ob es das noch gibt) sind meistens Leute von Mitteleuropa bis nach Indien vertreten. Gemeinsame Sprache ist Englisch.

Ein Problem ist es, dass das Internet nicht bei jedem gleich schnell funktioniert. (Vermutlich bei uns Deutschen schlechter als bei den Indern ) Kommen Aussetzer zu der Stottersymptomatik der Leute hinzu, ist es oft schwer, den Inhalten zu folgen.
Bei mir war zusätzlich das Problem, dass mein Englisch ziemlich eingerostet war und mein Wortschatz auch nicht up-to-date. In jedem normalen Gespräch hätte das Gegenüber sofort geholfen, wenn ich nach einem Wort gesucht habe. Aber leider war das ja absolutes Tabu in einem Gespräch unter Stotternden. Und so hing ich oft - nicht, weil ich stotterte, sondern weil ich keinen Plan hatte, wie ein Wort auf Englisch hieß.

Eines Tages, als ich mal wieder an einem Stutter-Social-Hangout teilnahm, sprach der Host, ein israelisch-amerikanischer Stotterer mich an, ob ich weit von Köln leben würde. Daraufhin sagte ich, wie man's nimmt, ich wohne ca. 15 km weit weg. Er erzählte mir, er würde demnächst zu einer Fortbildung nach Köln kommen und wollte dort PWS treffen. Ich hatte natürlich keine Ahnung, was PWS hieß. Er sagte "person who stutters".

Da stand ich nun da. Ich kannte alle Stotternden nur aus den sozialen Medien, aber keinen persönlich. Und sollte ich mich mit einem wildfremden Mann treffen, den ich aus dem Internet kannte? Wie würde mein Mann das finden?
Mir blieb also keine andere Wahl, als Kontakt zur Kölner Selbsthilfe aufzunehmen. Und so traute ich mich endlich, Kontakt zur Gruppe aufzunehmen. Und es geschah nicht, was ich befürchtete: Niemand sagte mir, "mach dir doch wegen dem bisschen Stottern nicht ins Hemd!" Es gab Leute, bei denen man überhaupt nicht merkte, dass sie stotterten genauso wie Leute, bei denen man viel Geduld aufbringen musste, ihnen zuzuhören. Alle waren willkommen, alle waren Teil der starken Kölner Gruppe.

Und so blieb ich. Und Hanan aus Israel kam dann im Juni 2015 zu uns und stellte sich vor. Er erzählte, wie er zum Stutter Social gekommen war. Er habe davon gelesen, und es war für ihn allein vom Begriff her ein Paradoxon, dass das Wort "Stottern" im gleichen Atemzug wie "sozial" genannt wurde.
Seither war auch er Teil der amerikanischen Selbsthilfe, der NSA geworden. Ja, als er die Abkürzung aussprach, saßen wir alle da wie versteinert. Es war ja ausgerechnet das Jahr, in dem wir alle erfahren hatten, dass die NSA Angela Merkel ausspioniert hatte. Und als er unseren Gesichtsausdruck bemerkte, lachte er und sagte: "NSA das bedeutet National Stuttering Association". Und dann lachten auch wir.

So bin ich - quasi dank des Stutter Social - bei der Kölner Selbsthilfe hängen geblieben, und ich bin dankbar um jeden Gruppenabend, auf dem wir miteinander sprechen, uns gegenseitig Tipps geben und an unserem Sprechen arbeiten können.

Und Skype - das funktioniert so ähnlich!

Hier ein Foto von einem Hangout unserer türkischen Gruppe: hier hatten wir eine Logopädin zu Gast, die Fragen zum kindlichen Stottern beantwortet hat. Und bildlich schneiden wir alle nicht gut ab, also kann man auch ungeschminkt und unrasiert teilnehmen!
In diesem Sinne
LG Petra

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