Hallo,
Mein Name ist Alexa, ich bin 40 Jahre alt und stottere seit ich mich erinnern kann. Obwohl es mittlerweile in einem sehr erträglichen Rahmen ist, belastet es mich immer noch bzw. gibt mir das Gefühl, mich in meinem Leben einschränken zu müssen. Mein ganzes Leben lang war das Thema stottern für mich mit extremer Scham verbunden. Auch heute noch ist es meine größte Sorge, dass jemand meinen "Makel" entdeckt. Auch wenn ich es meistens gut im Griff habe, kann ich mich nicht darauf verlassen, dass ich immer "funktioniere" Schon seit Jahren habe ich den Wunsch verspürt, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen, da ich niemanden in meinem Umfeld kenne, der ebenfalls stottert und ich mich mit meinem Problem immer sehr isoliert gefühlt habe. Seit meine Tochter nun zum Logopäden muss, allerdings wegen einem Problem mit s/sch, merke ich, dass das ganze Thema für mich immer noch sehr präsent ist. Der Gang zum Logopäden war für mich mit vielen unangenehmen Erinnerungen verbunden und es wurde mir wieder bewusst, dass mein "Leidensweg" Spuren bei mir hinterlassen hat. Auch wenn ich nie wirklich schlimm gehänselt wurde, hatte ich mein ganzes Leben Angst davor,aber es sind auch die kleinen, scheinbar nicht so schlimmen, negativen Erlebnisse, die sich im Gedächtnis einbrennen und die dazu geführt haben, dass ich mich in meiner Entwicklung eingeschränkt gefühlt habe. Zum Beispiel hat auch das Stottern meine Berufswahl oder meine sozialen Kontakte beeinflusst.
So, jetzt aber erstmal genug von mir erzählt!
Ich würde mich über Austausch sehr freuen!

Hallo Alexa,
sei gegrüßt hier im Club. Was du erzählst ist schon sehr beeindruckend, was uns wieder vor Augen führt, wie wichtig der Austausch mit anderen ist. Trau dich ruhig, hier mehr zu erzählen und zu fragen. Vielleicht traust du dich irgendwann eine Selbsthilfegruppe zu besuchen sofern es eine Gruppe in Nähe deines Wohnortes gibt. Ich habe auch erst mit 48 Jahren mit Selbsthilfe angefangen und seitdem hat trotz fortgeschrittenen Alters noch eine enorme Dynamik eingesetzt.
Es ist nicht unbedingt ein Erfolg in Hinblick "weniger Stottern", eher auf Desensibilisierung, das Stottern macht mir weniger aus, ist eher gelegentlich nervig als das es mich aus der Bahn wirft. Auf einem Seminar hatten wir die Aufgabe die positiven Dinge des Stotterns an sich selber herauszufinde, ob es welche gibt und wenn ja welche. Für mich hatte ich erstaunlich vieles herausgefunden. Bis dorthin kann es ein langer Weg sein.

In einer Selbsthilfegruppe SHG triffst du Leute, die das gleiche haben aber jeder*jede auf eine andere Art der Fantastillionen Spielarten des Stotterns. Es ist ein Weg in einer Gruppe einen Wohlfühlfaktor zu erreichen und Spaß zu bekommen, mit den anderen Teilnehmern.

Ich bin heute so wie ich bin weil ich stottere und gestottert habe. Rückblickend hätte ich mir Epsioden gewünscht gar nicht oder wenig gestottert zu haben, aber ein paar Dinge in meinem Leben, die in mir gereift sind möchte ich trotzdem nicht vermissen.
Ich stottere immer und werde es künftig immer tun.

LG Johannes