Hallo, nach längerer Zeit des Nicht-Vemeidens, bin ich nach und nach wieder in dieses abgerutscht (Vermeiden).
Ich wurde zwar vor Jahren durch eine Therpaie desensibilisiert, nur war das bei mir eher oberflächlich durch meine zu große Sprechangst. Mein jetziger P-Therapeut meinte, es wäre eine Logophobie. Das kann ich auch unterschreiben, da ich bisher keinen kennengelernt habe der so wenig redet wie ich. Herr Starke meinte damals schon: Wenn Stottern droht, sprichst du einfach nicht. Ich hab trotzdem weiterhin versucht, so weit es ging, in die Situationen zu gehen, aber das waren halt nicht viele. Mit der Zeit verstärkte sich die Unsicherheit wieder, man baute Starterwörter ein, was falsch war, nur um einigermaßen flüssig zu bleiben und tauschte Blockwörter aus.

Ich muss aber auch sagen, dass sich mein Angstlevel nie sonderlich durch Konfrontation gesenkt hat. Ich nehme an, wenn man sich nur jeden 2. Tag damit konfrontiert, dass das einfach zu wenig ist um einen Angstabbau voranzutreiben.

Seit geraumer Zeit läuft das in meiner Familie nicht besonders. Man fällt einem ständig ins Wort, unterbricht somit einen noch und nöcher und blockiert man dann und versucht sich da rauszuwinden, wird man auch noch subtil ausgelacht. Unterirdisch, aber die Person hat einfach keinen Grips. Ich ließ das ein Weile zu und das Ende vom Lied: mein Stottern hat sich wieder verstärkt wie seit Jahren nicht mehr.

Geh ich jetzt in Situationen bleibe ich des Öfteren hängen, selbst bei Wörtern die nie ein Problem waren. Ich krieg auf einmal Wörter überhaupt nicht mehr raus, auf die sonst immer Verlass war. Auch fang ich schon wieder an gewisse Kiefertremores zu entwickeln und an Technik funktioniert dann auch nichts mehr. Das wiederum führte wieder dazu, dass ich fast voll vermeide und letztens eine andere Person die jeweilige Sache kaufen lassen ließ, was äußerst beschämend war in meinem Alter. Meine Meinung ist die, dass das Ausgelache und das ständige Unterbrochen-zu-Werden dieses hervorgerufen hat. Diese Person die zu meine Familie zwar zählt, hat leider nicht viel im Gehirn.

Jetzt hab ich das mal auf medikamentöse Weise versucht und als Unterstützung auf Benzodiazepin zurückgegriffen. Klar die Medikamente sind stark süchtig machend und *XY* fällt auch unter das BtMG, aber da ich eh nicht vorhabe das täglich zu nehmen, ist es einen Versuch wert um irgendwie da mal wieder reinzukommen.
Heute wars dann so weit. Ich hatte mir eigentlich mehr an Wirkung erhofft, aber anscheinend war die Dosis auch zu gering. Klar, man merkt wie Stress, Nervosität und Angst stark zurückgehen, man ist locker drauf, aber dass man so drauf ist, dass man Bäume ausreißen kann und jeden Menschen anquatscht und sich zügeln muss, so wars dann doch nicht. Man ist halt entspannter und wird nicht mehr panisch, trotzdem konnte ich den Bestellvorgang wieder nicht ohne Vermeidung abschließen, was wieder leicht enttäuschend war. Ich hing wieder bei einem Wort und der Block ist undurchdringlich. Das Wort hat sonst immer geklappt, über das musste ich gar nicht nachdenken, doch auf einmal geht es nicht mehr. Zurückzuführen ist das auf das oben Erwähnte.

Was noch hinzukommt, dass die Pull-Outs seit Jahren nicht mehr richtig funktionieren. Ich führe das auf meine Stimmbänder zurück. Da ich schon mal eine Stimmlippenzyste hatte, kenne ich die Symptome. Meine Stimme kommt leicht verzögert und nur unter einem gewissen Druckaufbau, damit ist dann kein Pull-Out mehr möglich. Will ich diesen machen, ist es nur eine Dehnung unter Druck, bei der ich auch noch Luft verliere und anschließend teilweise nur noch 1, 2 Wörter sagen kann oder keines, weil die Luft raus ist. Außerdem huste ich ab und an Sekret ab, das kommt von einer Zyste oder Ähnlichem, da diese die Angewohnheit haben, wenn der Platz nicht mehr reicht, sich zu entleeren. Einen Termin beim HNO hab ich schon, ich finds nur unschön, dass ich vor 2 Jahren zur Reha auf einer HNO-Station war, ich der Ärztin meine Vermutung äußerte, sie stroboskopierte, länger als bei einem normalen Termin und sie trotzdem nichts fand. Das ist mir schon mal früher passiert und ich bin dann noch Jahre damit rumgerannt, dem Urteil des HNOs glaubend, bis dann ein anderer die Zyste entdeckte. Na ja, das wars erst mal.

Danke für die rasche Antwort.

Auf das mit meiner Familie will ich hier öffentlich nicht weiter eingehen, wer weiß wer hier alles mitliest. Nur so viel: mein Problem ist meine Isoliertheit, sprich: wenig Kontakte. Wäre es anders, so wie früher, hätte ich zumindest den Kontakt reduziert.

Die Reha habe ich schon vor 2 Jahren absolviert. Die Rentenkasse hat mich auf die falsche Station geschickt, statt Psychosomatik, HNO. Ich habe die Sache dann über 2 Wochen mitgemacht und später, weil es u. a. Stress wegen meines Schnarchens gab, die Sache vorzeitig beendet.

Der HNO-Termin steht und *X* kenne ich auch. Ich hatte das mal kurz vor über 15 Jahren, bei mir zeigte es aber keine Wirkung. *XY* soll noch etwas stärker sein. Was mir bei den Medikamenten aber nicht so gefällt ist, dass man immer leicht benommen im Kopf ist. Ich möchte eher klar sein, deswegen trinke ich auch keinen Alkohol bis auf abends.

Ich hab mich schon über SHGs informiert und bin auch auf die in Dresden gestoßen, bei der in Lauchhammer funktioniert die Kontaktaufnahme nicht, da die Mailadresse anscheinend nicht mehr existiert. Ich muss mir das mit Dresden noch einmal überlegen. Die Online-Gruppe ist mir auch bekannt, da hab ich auch schon drüber nachgedacht da eventuell mal reinzuhören.

Hallo Thomas.

Was du beschreibst kenne ich sehr gut. Bei mir ist es ebenfalls so, dass ich mir das Sprechen beinahe abgewöhnt habe.
Meine sozialen Kontakte beschränken sich daher auf Familie und Kollegen im Job.
Ich vermeide Situation, bei denen die Aufmerksamkeit auf mich, bzw. mein Sprechen fällt. Bestellungen beim Bäcker gehen gerade noch, vielleicht ein Anruf beim Pizzaservice. Bei letzterem dann aber mit ganz, ganz viel Überwindung, da muss der Hunger schon sehr groß und der Kühlschrank sehr leer sein.

Die Sache mit dem Familienmitglied finde ich schon ziemlich heftig. Gerade von der Familie müsste man doch Rückendekung erwarten können, da sie um die Problematik wissen und wie sehr man darunter leidet. Naja, vielleicht kann er/sie ja auch nichts dafür😉.

Ich bin ehrlich erstaunt, wie wenig hier los ist. Man müsste doch denken, dass sich viele Stotterer mitteilen möchten. Da die mündliche Kommunikation eher schwierig ist, dann doch wenigstens in schriftlicher Form.
Ich habe ebenfalls nach einer Selbsthilfegruppe bei mir in der Gegend geschaut. Nichts. Es gab mal irgendwann eine, aber die scheint sich ins Nirwana verabschiedet zu haben.
Naja.
In dem Fall kommen die meisten Stotterer, oder generell Menschen mit Sprachproblemen dann doch besser klar, als ich dachte. Sicherlich ist es auch Charaktersache wie man damit umgeht und ich denke, man sollte vielleicht seinen Blickwinkel ändern. Leichter gesagt als getan, weiß ich selber.

LG

Danke für die Antwort. Dann bin ich zumindest nicht alleine mit dem Problem. Ja, viel los ist hier nicht. Kann man nichts machen.

Ne, alleine bist du sicherlich nicht. Es gibt bestimmt viele andere, denen es ebenso geht. Nur scheinen die nicht hier zu sein.
Ich denke wenn man das Gefühl hat, ganz alleine mit seinen Problemen dazustehen, dann führt das zu einer destruktive Denkweise, es schadet dem Selbstwertgefühl und dementsprechend verhält man sich dann auch. Zumindest entdecke ich diese Muster bei mir.

Ich war im alten Forum der bvss recht aktiv und da war deutlich mehr los, zumindest zeitweise. Bis auf dich und drei andere kenne ich hier niemanden.
Vielleicht spontane Selbstheilung. Keine Ahnung😅.

Ja, das alte Forum gab es aber auch länger, demzufolge gab es auch mehr Registrierte. Wie hieß denn dein Name in dem Forum oder war das der jetzige?

Da ich hier anonym schreiben möchte, behalte ich das lieber für mich.

Ja, vielleicht brauch das alles seine Zeit.
Es gibt 800 000 stotternde Menschen in Deutschland. 171 haben es hier her geschafft. Immerhin. Da ist aber noch Luft nach oben😉.

Na gut. Der Doktor bist du schon mal nicht, da waren die Beiträge länger.

Ich war jetzt beim HNO und hab nun den Grund für meine Stimmprobleme: Stimmlippenkrampfadern. Komischerweise finde ich zu allem was die Stimme angeht was im Internet, nur nicht hierzu. Das kommt davon wenn man über ein Jahr mit Gewalt Zungenbrecher übt.

Ich soll zur Stimmtherapie gehen. Normalerweise kann man ja Krampfadern auch ziehen, veröden usw. Wie das aber in dem Fall ist weiß ich leider nicht.

Lieber T_homas!

Als sog. "alter Knacker" habe ich schon vor mehr als 50 Jahren damit aufgehört, die Intensität meines Stotterns
zu bewerten. Meine Erfahrung aus diesen langen Jahren ist, dass es sich ungleich freier Stottert, wenn man sich nicht immer wieder selber dabei beobachtet. Gebe Deinem Stottern seine Freiheit und genieße die Tatsache, dass die Anderen immer zu warten haben, bis Du, ganz ohne Eile dabei, alles gesagt hast. Eine gewisse Ignoranz dafür wohnt uns inne, auch dann, wenn wir es noch nicht erkannt haben sollten. In jungen Jahren war ich fast ein Jahr lang in einem Sprachheilheim. Der "Erfolg" war allerdings kurzfristig. Bei mir ist nun seit ca. 1 Jahr ein merklicher Rückgang meines Stotterns zu erkennen. Ich denke, das liegt daran, dass ich seit gut 1 1/2 Jahren mit PMR angefangen habe und jetzt ein Seminar "Meditation" besuche. Auf jeden Fall spüre ich eine sehr wahrnehmbare Entspannung in Körper und Geist. Zu diesen beiden Seminaren (PMR und Meditation) kam ich durch puren Zufall. Mir macht es eine sehr große Freude und wenn ich das Seminar Meditation ageschlossen
habe mache ich weiter mit Yoga und hoffe, dass meine alten Knochen das noch schaffen. Dir alles Liebe und Gute und erwecke Deine Ignoranz gegenüber dem Stottern. Heinz-Arno

Hallo Heinz, ich glaube wir hatten uns mal im alten Forum über Schach unterhalten.
In der Annahme war ich auch, dass andere zu warten haben, aber in meinem Fall ist es leider anders.
Es spielt da eine gewisse Profiliererei mit rein. PMR hatte ich auch mal vor Jahren, bei mir brachte es leider nicht so viel. Zu Yoga: Ich hatte mir vor Monaten das Buch "Das große Buch vom Yoga gekauft". Bin leider noch am Anfang. Ich finde da die Meditation interessant. Vllt. sollte man sich eine gewisse Ruhe antrainieren, um in anderen Situationen drüberzustehen.

Zu erwähnen ist aber noch, dass ich derzeit 2 Antidepressiva gleichzeitig nehme.
Grund: Das 1. wirkte nicht mehr, also setzte ich dummerweise abrupt von heute auf morgen ab und zwar von Höchstdosis auf 0. Die Wirkung bekam ich dann zu spüren. Deswegen hab ich mir das 1. wieder verschreiben lassen und gleichzeitig ein anderes. Das 1. muss dann irgendwann raus. Nun der Punkt: Das 2. Medikament ist ein trizyklisches, das erste normales SSRI. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, haben trizyklische Antidepressiva die Angewohnheit Stottern auszulösen. Nun ist die Frage, weil das eher selten ist, ob es meines verstärkt hat.