Hallo @Tim ,
zunächst einmal Willkommen hier im Forum!

Zitat von Tim im Beitrag #1

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Hallo,
Ich bin Tim, 21 Jahre alt und ich fange jetzt erst an mich wirklich mit dem Thema stottern auseinanderzusetzen, obwohl ich schon seit meinem 14. Lebensjahr stottere.

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Bei mir kommt das stottern immer in Abschnitten, was bedeutet das ich mal weniger und mal mehr stottere.

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Dass Stottern wellenartig auftritt, berichten sehr viele. Insbesondere aber berichten die meisten, dass es von der Situation oder dem Gesprächspartner abhängt, ob sie mehr oder weniger (bis gar nicht) stottern.

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Es zeigt sich bei mir durch Blockaden im Kopf, die mich daran hindern ein gewisses Wort aussprechen und manchmal auch durch Wiederholungen von Wörtern oder Silben, also zum Beispiel:" Hast-hast-hast du schon das neuste gehört?" oder "w-w-wie geht's dir?". Auch stottere ich abends mehr als am Morgen wenn ich noch einigermaßen ausgeschlafen bin und es hängt auch sehr von der Person mit der ich rede ab wie "schlimm" ich stottere.

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Ich finde die Formulierung interessant, dass du "Blockaden im Kopf" sagst. Die meisten beschreiben es anders, sie empfinden es als "mir bleibt die Luft weg, darum kann ich das Wort nicht sagen" oder "mir schnürt es den Hals zu" oder "ich bin total verkrampft".

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Wenn ich sehr aufgeregt bin, wie zum Beispiel bei Vorstellungsgesprächen, stottere ich auch zeitweise gar nicht. Es kommt auch vor, das ich bei einem Gespräch plötzlich bei sehr hänge und mir das dann so peinlich ist, dass ich danach wieder für 10 Minuten gar nicht stottere.

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Dass du unter Stress weniger stotterst, ist eher ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen. Bei mir ist es mittlerweile auch so. Je größer die Sprechanforderung, umso flüssiger spreche ich. Bei mir hat sich das allerdings erst umgekehrt, nachdem es mir sch... egal war, ob ich stottere oder nicht, und nachdem ich jederzeit bereit war, mein Stottern anzusprechen. Vorher hatte ich unter Stress furchtbare Angst, DASS ich stottern könnte, bzw. dass ich ein wichtiges Wort überhaupt nicht sagen könnte, und diese Angst ließ mich erst recht in einen Block rennen. Und die Scham, die mich dann überkam, wenn ich das Gefühl hatte, dass jeder mir auf den Mund guckt und mich "enttarnt" hat, hielt noch Tage, wenn nicht Wochen an.

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Ich bin zwar soweit ganz gut durchs Leben gekommen und mir ist auch bewusst das andere noch viel extremer stottern. Trotzdem nervt und behindert es mich im Alltag zum Teil stark. Sei es beim Gespräch mit dem Vorgesetztem oder beim Plausch mit Freunden.

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Hilfreich kann wirklich sein, es gelassen zu sehen und mit den anderen Menschen darüber zu reden. Es nimmt dir den Druck, flüssig zu sein und klärt die Leute auf, die dich so merkwürdig anstarren, weil die meisten Menschen wirklich nicht wissen, dass es Stottern ist, wenn man mitten im Satz eine Pause macht, oder sie denken, man ist konfus im Kopf, wenn man - äh äh äh - dazwischenschiebt oder unpassende Wörter benutzt, weil das passende gerade mal wieder unaussprechbar ist.

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Hier nun zu meinen Fragen: Geht es hier jemanden ähnlich? Wie kommt es das ich wenn ich, wie oben beschrieben, sehr aufgeregt bin plötzlich nicht mehr stottern muss?

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Ich glaube, ich kann hier im Namen aller sprechen: es geht den meisten so. Allerdings müssen die wenigsten unter Aufregung weniger stottern. Die meisten können unter Aufregung gar nicht oder sehr schlecht reden. Aber Ausnahmen gibt es, z.B. auch mich.

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Was für Therapien könnt ihr für jemanden wie mich empfehlen?

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An deiner Stelle würde ich eine Selbsthilfegruppe aufsuchen, z.B. eine Flowgruppe in deiner Nähe. Kontakt aufnehmen kannst du über Flowgruppe.
Dort lernst du junge Stotternde kennen, die alle möglichen Therapien gemacht haben oder auch nicht, und im gegenseitigen Austausch kann man am besten entscheiden, was für einen passend ist.

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Ich habe auch schon überlegt mal zu einem Neurologen zu gehen. Habt ihr diesbezüglich Erfahrungen?

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Ein Neurologe würde dich auch nur zum Sprachtherapeuten/Logopäden überweisen. Der Neurologe kann gar nichts machen. Stottern ist zwar ein neurologisches bzw. neurophysiologisches Problem, aber ein Medikament dagegen gibt es nicht, und mit den üblichen neurologischen Untersuchungsverfahren ist Stottern auch nicht nachweisbar.
Der richtige Ansprechpartner ist ein Logopäde bzw. Sprachtherapeut. Aber die Wirkung einer Therapie hängt sehr stark davon ab, wie sehr deine Erwartungen mit den Zielen des Logopäden in Einklang zu bringen sind.
Es gibt nicht DIE Therapie für alle. Solange du erwartest, dass du am Ende GAR nicht mehr stotterst, wirst du stets scheitern. Auch wage ich die vorsichtige Prognose, dass du vermutlich beim Sprachtherapeuten/Logopäden GAR nicht stottern wirst - allein die Freiheit, "hier darf ich mein Stottern zeigen, hier MUSS ich sogar mein Stottern zeigen" bewirkt bei vielen, dass sie überhaupt nicht stottern müssen -, und dann ist es sehr schwierig, am Sprechen zu arbeiten.

Viel wichtiger, als Sprechtechniken zu erlernen, ist eine Veränderung in der Einstellung zum Stottern. Dabei könnte dir in deinem speziellen Fall die Selbsthilfe vermutlich mehr helfen als ein Therapeut. Warum? wirst du fragen.
Weil andere mit derselben Problematik oft ein besseres Vorbild sein können als ein Therapeut, der selber nicht stottert. Oder aber die Leute sagen dir: "Geh zu dem oder dem Experten, der hat mir sehr viel geholfen."

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Ich freue mich über Antworten. :)

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Ich hoffe, dir ein wenig geholfen zu haben.
Vielleicht äußern sich aber auch @Roland Pauli , @Chiara oder @Torsten Hesse oder noch andere Leute, die viel Erfahrung haben...
Petra

Hallo Tim,

Zitat von Tim im Beitrag #6

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Im Berufsleben habe ich es noch nie angesprochen. Die Leute mit denen ich arbeite bekommen es irgendwann von selbst mit. Zumal mein stottern, abhängig vom Tag natürlich, auch nicht so schlimm ist das ich gar nicht kommunizieren kann. Irgendwie komme ich immer weiter. Zum Beispiel indem ich Worte ersetze. Mir geht es auch so, dass wenn ich sehr aufgeregt und konzentriert bin, nicht stottere, dafür danach total platt bin.

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Wenn wir uns mit zwei Sätzen begnügen wollten, würden wir ausschließlich Facebook oder Instagram nutzen.
Der Sinn eines solchen Forums ist ja gerade, dass man sich gleichwertig und auf Augenhöhe austauschen kann.
Dass man zitieren oder auch mal ein paar Nächte drüber schlafen kann, ohne dass der Thread bis dahin in den Tiefen des Netzes verschwunden ist.
Auch wenn es antiquiert erscheint; aber genau hier zeigt sich der Mehrwert eines solchen Forums.