Hallo Bianca,
leider komme ich jetzt erst dazu, dir zu antworten.

Zitat von Bianca im Beitrag #1

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Hallo zusammen,
Mein Name ist Bianca und ich bin Mama von zwei Kindern.
Ich selbst stottere seit dem Kindergarten. Bis vor kurzem war es so das ich kaum noch deswegen beeinträchtigt war.
Mein Sohn stottert auch und kam jetzt in die Schule. Das triggern mich ganz stark. Meine Schulzeit war schlimm für mich. Ich habe versucht das stottern zu verstecken, was natürlich nicht funktioniert hat. Ich dachte das hätte ich hinter mir gelassen aber das war ein Irrtum.

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Bitte verstehe meine folgenden Feststellungen nicht als übergriffig. Ich greife da nur auf einen sehr reichen Erfahrungsschatz zurück...
Was ich bei dir erkenne, ist, dass du hochgradig sensibel für das Thema Stottern bist.
Das ist aber nichts Ungewöhnliches, fast alle Stotternden haben diese Sensibilität, und die ist sehr kontraproduktiv für alle Verbesserungen, die mit dem Stottern zu tun haben. Darum steht auch das Thema "Desensibilisierung" im Zentrum der meisten Stotter-Terapien.
Mach doch spaßeshalber mal folgenden Selbstversuch (am besten am Rechner, ich weiß nicht genau, wie gut der mit anderen Endgeräten funktioniert.) Der Test zeigt dir an, wo es Handlungsbedarf gibt und niemand außer dir sieht das Ergebnis!
Desensibilisierungsfragebogen
Du kannst für dein Kind umso mehr für sein Selbstbewusstsein MIT Stottern tun, je mehr du selbst über das Stottern informiert und für die Sache gerüstet bist.
Ich rate dir daher auch, bei der Fachberatung der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe anzurufen, dort wirst du sehr qualifizierte und gute Ratschläge bekommen. Außerdem verfügen die über ein Verzeichnis für aufs Stottern spezialisierte Therapeut/innen.
Ich habe von mehreren Leuten gehört, dass sie zusammen MIT ihrem Kind Logopädie gemacht haben, weil oft bei den Eltern eine größere Baustelle ist als bei den Kindern.

Zitat von Bianca im Beitrag #1

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Ich konnte nicht zum Elternabend gegen weil ich mich vorstellen musste und ich genau wusste das wird nicht klappen. Ich habe meinen Mann hingeschickt, was für mich auch nicht besser war.
Ich habe nie gelernt über das Stottern zu reden, in meiner Kindheit wurde es einfach totgeschwiegen. Ich weiß das ich lernen muss darüber zu reden auch um meinem Sohn zu helfen.

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Mir ist es in meiner Kindheit nicht anders gegangen als dir. Niemand sprach über das Thema Stottern, und wenn irgendwo das böse Wort fiel, schwiegen alle nur betreten. Niemals hätte ich das Wort in den Mund genommen, ja, ich habe mir sogar verboten, es nur zu denken. Sozusagen ein selbstverordnetes Denkverbot nach dem Motto: Wenn ich nicht drüber nachdenke, dann ist es auch nicht da.
Für mich änderte sich alles, als ich lernte, über das Stottern zu reden. Es fiel unendlich schwer, wie eine unüberwindbare Mauer, vor der man steht und keinen Plan hat, wie man darüber hinwegkommen soll. Aber mit jedem Mal, das ich mich überwunden habe, darüber zu sprechen, wurde die Mauer kleiner und kleiner, bis nur noch eine kleine Türschwelle zurückblieb. Heute kann ich sogar mit meiner Schwester (Eltern leben nicht mehr) übers Stottern reden. Das (also die Familie) war für mich die schwierigste Übung.

Am leichtesten fällt es, mit anderen Stotternden über das Thema zu reden. Vor allem, weil nicht Stotternde oft nicht verstehen, was man will und einen beruhigen, alles sei doch gar nicht so schlimm, ohne dass sie es wirklich begreifen (Das ist mir lange Zeit so passiert) Auch ich brauchte zig Anläufe, bis ich in die Selbsthilfe ging. Vor allem, weil mein Stottern mittlerweile so unauffällig ist, dass ich dachte, die würden sagen: "Wieso machst du dir wegen so einem bisschen Stottern ins Hemd, schau uns doch mal an." Doch da hat die Realität mich eines Besseren belehrt. Es ist in der Selbsthilfe tatsächlich so, dass es völlig egal ist, wie stark oder leicht man stottert. Es gibt immer sehr viele Schnittmengen, und daher ist das Verständnis sehr sehr groß. Vor allem durch die Symptomatik anderer Stotternder - die manchmal sehr ähnlich wie die eigene ist - habe ich so manches Aha-Erlebnis gehabt. Denn mir war nie so recht klar, ob es noch Stottern ist, wenn ich vor einem Wort wie z.B. "Schlüssel" stehe und manchmal keinen Plan habe, wie ich es rauskriegen soll, bzw. es kommt später als ich es geplant habe, aber ohne die typischen Sch-Sch-Sch... Es beruhigt und gibt das Gefühl, man ist nicht allein, wenn man so etwas an Anderen beobachtet. Man wird zu einer Community, in der man viele wertvolle Menschen kennenlernt, die die unglaublichsten Geschichten haben, und mit denen man nur eines wirklich gemeinsam hat: das Stottern.

Zitat von Bianca im Beitrag #1

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Ich hoffe hier Kontakt zu anderen Eltern mit stotternden Kindern zu finden und auch Tipps wie ich mir selbst helfen kann diese Ängste hinter mir zu lassen.

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Ich bin zwar Mutter, aber der Kelch Stottern ist an meinen Kindern vorübergegangen. Allerdings bin ich Aktivistin der Selbsthilfe und kann nur jedem raten, sich das einmal anzusehen. Viele empfinden es als wertvoller denn so manche Therapie.
Schade, dass hier im Forum so wenig los ist - das Medium Internetforen ist leider von Instagram und Co abgelöst worden, wo dann nur schnelllebige Beiträge meist ohne Tiefgang gepostet werden.

Ich hoffe, dir einige Anregungen gegeben zu haben. Denk daran, dass ein offener Umgang mit dem Stottern für dich und dein Kind in Zukunft die Basis für seinen Umgang mit dem Handicap sein wird. Den offenen Umgang kann man lernen.
Und einem stotternden Kind kann nichts besseres passieren als einen stotternden Elternteil zu haben, der es versteht und es überall beschützen und verteidigen kann.
Hier ein Buchvorschlag, der euch beiden gleichermaßen die Augen öffnen kann:
https://www.bvss-shop.de/p/isabella-colt...tottern-zaehmte

Gruß Petra