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Rückfall
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15.06.2019 22:54
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Die Gründe für meine immer noch zahlreichen Rückfälle sind vielfältig. Aber da ist etwas, was immer wieder passiert...
Rede, damit ich dich sehe! (Sokrates, griech. Philosoph, 470 - 399 v. Chr.)
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Antworten
Zitat von Chiara im Beitrag #1 Könnte es sein, dass dein Unterbewusstsein sich in die frühere Situation zurückversetzt fühlt und damit den gleichen hohen Anspannungszustand durchläuft wie damals? Ich hatte das bei mir früher oft erlebt und fühlte mich dabei so hilflos und wütend, wenn ich nicht zeigen konnte, dass ich jetzt eigentlich viel besser sprechen konnte, als früher. Erst durch die Einsicht, dass ich nicht zu blöd bin gut zu sprechen, sondern dass mich die aufkommenden Anspannungszustände in den alten Stottermodus zurückgeworfen haben, konnte ich es mir verzeihen und durch Nachbereitungen der jeweiligen Situationen die hohen Anspannungszuständen nach und nach lösen. Dieser Prozess dauerte bei mir allerdings viele Monate. Ich wünsche dir viel Gelassenheit in deinem Prozess. LG Roland |
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Zitat von Chiara im Beitrag #1 Das ist der Nachteil von Sprechtechniken (Fluency Shaping, Modifikation), dass sie viel Aufmerksamkeit erfordern. Der amerikanische SLP (Logopäde mit Hochschulabschluss) Dave Williams, der den über achtzigjährigen Charles Van Riper besucht hatte, berichtet, dass dieser beim Sprechen wieder deutlich Blocks hatte – er hatte nicht mehr die Kraft und die Konzentrationsfähigkeit, die Modifikationen auszuführen (zum Aufsatz von D. Williams) . Meiner Ansicht nach ist es außerdem problematisch, dass die Aufmerksamkeit dahin gerichtet werden muss, wo sie nicht hingehört: auf die Steuerung der Sprechmotorik. Stottern entsteht nicht dadurch, dass unser Gehirn unfähig ist, die Sprechmotorik automatisch zu steuern. Dass das Gehirn das kann, beweist es immer dann, wenn wir spontan flüssig sprechen. Stottern entsteht offenbar dadurch, dass die automatische Steuerung der Sprechmotorik manchmal (oder häufig)durch etwas behindert wird. Dieses Etwas ist die fehlende Aufmerksamkeit auf die Hör-Rückmeldung und die daraus folgende schlechte Verarbeitung des Rückmelde-Signals. Deshalb vermindern elektronische Geräte wie das SpeechEasy, die die Aufmerksamkeit auf das Hören der eigenen Sprache/Stimme das Stottern, und auch mit einfachen Mitteln wie dem Toobaloo wird dieser Effekt erreicht (siehe meinen Toobaloo-Thread). Solche Hilfsmittel wirken aber (bei ständiger Anwendung) nur so lange, bis man sich daran gewöhnt hat. Danach haben sie keinen Aufmerksamkeits-Effekt mehr. – auf den kommt es aber gerade an. Das einzige, was dauerhaft hilft, ist daher, sich anzugewöhnen, auf die eigene Sprache zu hören. Die Anwendung von Sprechtechniken wirkt dem aber entgegen. Stotternde neigen ohnehin dazu, zu viel Aufmerksamkeit auf die Motorik zu richten, und der Einsatz von Sprechtechniken unterstützt diese Verhaltenstendenz (und unsere Gesamt-Aufmerksamkeits-Kapazität ist begrenzt). Aus diesem Grunde sehe ich Sprechtechniken kritisch: Sie richten sich gegen die Symptome des Stotterns, verfestigen aber die Ursache: die falsche Verteilung der Aufmerksamkeit beim Sprechen. Dadurch ist auch die Möglichkeit des „Rückfalls“ immer vorhanden, sobald die Aufmerksamkeit für die Technik nachlässt. Allerdings finde ich das Wort „Rückfall“ nicht ganz passend: Stottern ist keine Sucht, und ein Stotterer wird niemals „clean“. Das Sprechen ist manchmal weniger gut, es kann aber im nächsten Moment schon wieder besser sein, wenn es mir gelingt, meine Aufmerksamkeit besser zu verteilen. Das Ziel kann m.E. nur sein, dass man immer öfter gut und immer seltener schlecht spricht. |
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Hallo @Torsten Hesse und @Chiara Zitat von Torsten Hesse im Beitrag #3 Deine Theorie in Ehren, aber ich kenne einige Teilnehmer von Van-Riper-Therapien, die im Zuge der Therapie gerade dadurch ihre Sprechflüssigkeit erhöhen, WEIL sie auf die Sprechbewegungen achten und diese bewusst ausführen. Wobei dies sicher auch wieder daran liegt, dass die Aufmerksamkeit gezielt auf etwas gerichtet wird (in deinem Falle das Hören des eigenen Wortes, in diesem Falle die Abfolge der Artikulationsbewegungen). Ich will damit mal vorsichtig die These aufstellen, dass Aufmerksamkeit sicher eine wichtige Rolle dabei spielt, das eigene Sprechen im Fluss zu halten. Du erinnerst dich sicher an die englische Therapeutin (ich habe leider den Namen vergessen), die die Aufgabe jeglicher Sprechkontrolle postulierte und anscheinend damit Erfolg hatte. Ebenso kenne ich viele Betroffene (auch aus der türkischen Gruppe), die oft mit Erstaunen feststellen, wie flüssig sie sprechen können, wenn sie vorher schlichtweg nichts geplant und keine Formulierungen zurechtgelegt haben. Ich glaube einfach, dass jeder für sich selber erkunden muss, was ihm beim Flüssigsprechen behilflich ist. Und ich glaube auch, dass dasselbe Mittel, das mich in diesem Moment flüssig sprechen lässt, im nächsten Moment schon mehr Blocks hervorrufen kann. Stottern ist nun mal extrem variabel. Wichtig ist, dass man sich von dieser Variabilität emotional nicht unterkriegen lässt und sie einfach als gegeben hinnimmt. Zitat von Torsten Hesse im Beitrag #3 Ganz genau so sehe ich das auch. Aber man darf sich nicht die Schuld dafür geben, dass man mal besser und mal schlechter redet. LG Petra #stottern #stuttering #kekemelik |
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Zitat von PetraS im Beitrag #4 Das genau meine Herangehensweise: die Kontrolle ganz dem Gehirn überlassen. Das Hören auf die eigene Stimme dient nicht der Kontrolle. Es hat nur den Zweck, dass das Gehirn das Informations-„Futter“ bekommt, das es für die Steuerung des flüssigen Sprechens braucht. |
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@Torsten Hesse Ich bezeichne es deshalb als Rückfall, weil ich eben wieder in mein altes Sprechmuster zurückgefallen bin, aus welchen Gründen auch immer. Rede, damit ich dich sehe! (Sokrates, griech. Philosoph, 470 - 399 v. Chr.) |
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