Ich melde mich aus meinem Wanderurlaub in den Dolomiten, tippe auf dem Smartphone.

Nach anfänglichem kurzem Geholper lief es erstaunlich gut, hab einige Gespräche geführt in Italienisch mit Tagestouristen aus der Region Venedig, u.a. ging es darum, dass seit Corona dort keine Kreuzfahrtsschiffe anlegen. Die Meinung der Bewohner Venedigs ist, dass diese wieder zurückkommen werden. Auch der Bürgermeister will es so. Ja, war sehr interessant.
Es ist mir auch gelungen, ziemlich schnell einen Platz auf der Terrasse einer Berghütte zu bekommen, obwohl andere Leute das auch wollten. Ich bin einfach zum zuständigen Herrn und hab ausgesprochen nett gefragt, ob er mir helfen könnte, stotternd ... ;-)

Heute nun in einem Almgasthof bei Cortina, wo ich im September letzten Jahres schon einmal war und zum ersten Mal von mir aus angesprochen hatte, dass ich stottere...

Die Inhaberin erkannte mich gleich wieder und begrüßte mich mit einem herzlichen „Ciao“. Sie fragte mich, wie es mir derzeit mit meinem Stottern geht...
Ich war ausgesprochen überrascht, müde von der Bergtour in sengender Sonne und der Rotwein tat das Übrige während der weiteren Unterhaltung. Sie ließ mir genügend Raum und Zeit, daran lag es nicht. Ich war völlig überfordert und ärgerte mich. Manchmal fielen mir die einfachsten Wörter nicht mehr ein, die Zeitformen der Verben kriegte ich grad noch so hin.
Für die Sprechtechnik reichte es nicht mehr. Ich hatte kurze und anstrengende Blocks.

Dieser Einbruch zieht mich momentan total runter.
Ich weiß schon: Abhaken und Neustart.
Aber das könnte diesmal ein bisschen länger dauern...

Wir hatten gestern nachmittag nach (coronabedingt) langer Zeit unser Selbsthilfetreffen wieder in gewohnter Umgebung in Erlangen. Es waren auch zwei Teilnehmerinnen dabei, die ich bisher nur von den Zoom-Videokonferenzen her kannte; nun endlich auch einmal der persönliche Kontakt.

Sehr überraschend für mich war, dass Roland Pauli mir seine Basis-Leitsätze in italienischer Sprache vorlegte, was mich sehr gefreut hat. Das hatte natürlich den erwünschten Effekt, dass ich mich wieder mehr damit befasst habe. Und dass wir uns auch in der Gruppe darüber austauschten. Es war auch für die anderen der Gruppe ein aufschlussreicher und interessanter Einblick in die Ropana Methode, den mentalen Weg.

Auf einmal fühlte ich wieder diese Ruhe in mir - das Gefühl "ich spreche ruhig". Ich stelle mir jetzt natürlich die Frage, wie es passieren konnte, dass diese Gedanken, die Konzentration auf diese Gefühle, auf einmal wieder im Hintergrund gelandet sind, nicht mehr präsent waren. Wie gut, dass es Selbsthilfetreffen gibt.
Ich hab mir nun die italienische Version der Leitgedanken ausgedruckt; ein Exemplar befindet sich auf meinem Schreibtisch in der Arbeit. Weiter geht's.

Vor einiger Zeit (und teils immer noch ab und zu) hatte/habe ich das Problem Angstbuchstabe "W". Wie kommt das? Zusammen mit Roland erarbeiteten wir uns eine mögliche Erklärung.
Wie schon erwähnt: die meisten Fragewörter beginnen mit W. Ich stelle jemandem eine Frage, auf die ich natürlich eine Antwort erwarte. Bei mir kommt schon beim Formulieren des Fragewortes Stress auf. Werde ich eine Antwort bekommen? Wenn ja, welche? Habe ich diese Antwort erwartet, erhofft oder ...befürchtet? Nur so ist es für mich erklärbar und einleuchtend, dass ich gerade hier öfter hängenbleibe.

Ich war heute die meiste Zeit über sehr ruhig und infolgedessen auch flüssig. Danke an @Roland Pauli

Ich hab hier vor kurzem schon an anderer Stelle Buch Ropana-Methode angemerkt, dass ich in letzter Zeit wieder verstärkt stottern musste.

Ich war über Wochen hinweg ausgesprochen flüssig. Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass sich eine gewisse Nervosität während des Sprechens (und auch im Allgemeinen) einstellte. Es war ein schleichender Prozess.
Die Situation Frischetheke im Supermarkt: es war lange Zeit überhaupt kein Problem mehr. Ich stand gelassen davor und auch wenn ich etwas länger warten musste, ich blieb ruhig. Wenn ich an der Reihe war, dann sprach ich völlig flüssig. Bis zu jenem Tag als ich mit Bestürzung bemerkte, dass ich sehr nervös und angespannt war. Was folgte, das waren keine längeren Blocks, aber dennoch stärkere Symptome. Ich war gestresst.

Als ich wieder klar denken konnte, wurde mir ziemlich schnell klar:
Wo war denn der weiche Stimmeinsatz, die Dehnungen, wann machte ich Pausen, machte ich überhaupt noch welche?
Die Handbewegung? Auch nicht mehr da. Ganz zu schweigen vom Pseudostottern…

So, jetzt bin ich wieder aufgewacht. Und setze all das wieder ein. Und jetzt läuft es auch wieder!
Ganz schön überheblich zu glauben, ich käme auch so zurecht.

Ich verzichte jetzt in den allermeisten Fällen auf Füllwörter.
Und ich kann seit neuestem sogar im Sitzen telefonieren. Sonst brauchte ich festen Kontakt zum Boden (geerdet sein) oder lief dabei auf und ab. Und ich kann telefonieren während ich Auto fahre. Das klappte bislang nicht, denn es war immer volle Konzentration auf das Sprechen nötig. Dann hätte ich mich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren können.

Was noch ausbaufähig wäre, das ist das Pseudostottern. Ich setze es nicht oft und wenn dann nur vorsichtig ein. Meine Art von Pseudostottern ist das hier von Petra beschriebene easy stuttering. Warum tue ich es nicht öfter, obwohl ich genau weiß, dass das bei mir zu einer lockeren Sprechweise führt? Ich denke, es fällt auf und es könnten erstaunte Blicke folgen. Was wäre so schlimm daran?
Immer noch besser als echtes stottern. Ich arbeite daran.

Es war ein Absturz, ja, aber jetzt bin ich mit voller Energie zurück und auch schon wieder noch ein Stück weiter. Und die Angst vor dem Stottern und die anstrengenden Symptome, sie haben sehr viel Energie gefressen. Die Energie hab ich jetzt frei für Wichtigeres.