Dass Stottern ein scheinbar endlos komplexes Thema ist, muss ich sicher nicht extra begründen. Ich habe heute erst den im BVSS veröffentlichten Artikel von Prof. Sommer ‚Fehlstart im Gehirn‘ gelesen. Was da über Fehlentwicklungen in den neuronalen Strukturen geschrieben ist, kann in erster Reaktion deprimierend wirken, ich habe mich aber schnell davon erholt, weil ich weiß, dass unser Gehirn bis zum Tod plastisch ist und sich verändern kann. Allerdings kann ich die geschilderten Auswirkungen dieser neuronalen Störungen nachempfinden, sie entsprechen meinen Erfahrungen.

Es wird gesagt, die weitaus erfolgreichsten Therapien seien die Fluency-Shaping-Methode und die Stottermodifikation. Habe ich Recht, Roland, wenn ich in deiner Methode der Nachbereitung von Stottersituationen Ähnlichkeiten mit der Stottermodifikation sehe? Nehmen wir noch die Beschreibung von Torsten über die gestörte Hörwahrnehmung bei Stotternden hinzu, dann können wir Gemeinsamkeiten feststellen: Das Gemeinsame ist die Aktivierung der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit. Keine Methode, auch die anderen, die es noch gibt, kann ohne Aktivierung der aufmerksamen Wahrnehmung funktionieren. Sie hat aber auch schon eine Wirkung für sich, ohne die Methoden.

In der aufmerksamen Wahrnehmung liegt ganz allgemein ein Schlüssel für die Auflösung des Stotterns. Aber das ist ein riesiges Thema und bietet Stoff für ein ganzes Buch, welches aber noch nicht geschrieben ist. Ich will versuchen, das in nächster Zeit nach und nach aus meiner Sicht zu erklären. Wenn ihr ein bisschen mit diskutiert, kann ich es vielleicht sogar verständlich rüberbringen.

Zitat von Eberhard im Beitrag #1

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Habe ich Recht, Roland, wenn ich in deiner Methode der Nachbereitung von Stottersituationen Ähnlichkeiten mit der Stottermodifikation sehe?

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Ich bin nicht damit einverstanden, dass es im Gehirn etwa Unterschiede gibt, die den Redefluss stören. Sonst könnte kein Stotterer nicht ein Wort ohne zu stottern aussprechen. Wenn eine Machine kaputt ist, funktioniert es nicht richtig.

Der menschliche Körper hat so viele Funktionen , die Stabilität schützen, wie Blutdruck, Zucker, Sauerstoff usw. Obwohl diese Werte unter allen anderen anderes sind, überlebt jede.

Es kann im Gehirn von Stotterer etwas Anderes sein, aber es ist kein Hindernis für Redefluss.

Was wirklich bei Stotterer anderes ist die Sauerstoffsättigung.

Wenn O2 neidrig ist, wird man teilweise in Panik, die Wahrnehmung und die Muskelkontrolle sind schon verloren.

Icf finde es sehr schade, dass die Wissenschaftler diese Fakt überspringen.

Alles ist viel einfacher als gedacht, nur wenn man richtige Faktören anschaut.

Ich brauche keine Technike. Wie glaubt Ihr, dass ich es geschaft habe;)

Es gibt 2 Bücher, in denen Stottern zwar nicht vorkommt, die mir aber sehr weitergeholfen haben:
Prof. Martin Korte, TU Braunschweig:
‚Wir sind Gedächtnis, wie unsere Erinnerungen bestimmen, wer wir sind‘,
,Hirngeflüster, wie wir lernen, unser Gedächtnis effektiv zu trainieren‘.

Neurobiologen sagen schon lange: ‚Wir haben kein Gehirn, wir sind unser Gehirn‘.
Bei Prof. Martin Korte heißt es: ‚Wir haben kein Gedächtnis, wir sind unser Gedächtnis‘.
Den Satz hat auch schon mal jemand gesagt, ich weiß nur nicht mehr wer: ‚Wir haben keine Psyche, wir sind unsere Psyche‘.
Psyche ist ja nichts anderes als der aktuelle Zustand unserer neuronalen Netzwerke, die Art, wie wir aufgrund unserer Gedächtnisinhalte auf die Umwelt reagieren. Und eigentlich sagen alle 3 Sätze das Gleiche aus. Unsere Sprache hat sehr viel mit Psyche zu tun. Selbst unser Gehen hat mit Psyche zu tun, ein Psychologe kann an unserem Gang erkennen, ob wir gerade depressiv, euphorisch oder gelassen selbstbewusst sind. So drückt auch die Art unseres Sprechens immer unseren aktuellen psychischen Zustand aus. Das ist aber bei jeden so und eigentlich noch kein Grund zum Stottern.

Unser Gehirn enthält eine große Anzahl von neuronalen Netzwerken. Auch um das Stottern herum hat sich nach meiner Vermutung ein solches Netzwerk gebildet, das unter bestimmten Umständen aktiviert wird. Solche neuronalen Netzwerke können nicht gelöscht werden, sie lassen sich aber verändern und vor allem kann man dafür sorgen, dass sie immer weniger aktiviert werden.

Korte beschreibt 3 grundlegende Systeme im Gehirn:
Das exekutive Aufmerksamkeits-System, das Simulations-Netzwerk und das Protokoll-Netzwerk, auch Salienz-Netzwerk genannt. Das Simulations-Netzwerk erzeugt Gedanken, Bilder, Vorstellungen und Träume, es ist unser Default-Netzwerk, das immer aktiv ist, wenn das Aufmerksamkeitsnetzwerk nicht aktiv ist. Das Salienz-Netzwerk schaltet nach je nach Situation zwischen beiden hin und her, bestimmt also welches von beiden uns gerade bewusst ist. Mit dem Aufmerksamkeitsnetzwerk verbunden sind auch das Sprachnetzwerk und der präfrontale Kortex, der Verhalten, situationsgemäße Handlungssteuerung und die Regulation emotionaler Prozesse steuert, was für die Entscheidungsfindung wichtig ist.

Die Kunst ist nun, immer wieder mit dem Aufmerksamkeitsnetzwerk auf den Output des Simulationsnetzwerkes zu reagieren und eben mit Hilfe des Aufmerksamkeitsnetzwerkes Sprache zu erzeugen. Das hat bei mir nicht gut funktioniert. Ich achte jetzt darauf und übe das und in dem Maße, wie mit das gelingt, bleibt auch das Stottern aus. Das deckt sich ja auch mit den Ausführungen von Prof. Sommer, wenn er schreibt, dass Stotternde versuchen, aus der rechten Hirnhälfte zu sprechen.
Unabdingbar ist dabei, das mit Neugier und positiver Erwartungshaltung zu verfolgen, da mit dieser Einstellung das Gehirn Dopamin ausschüttet, das für Veränderungsprozesse erforderlich ist.

Dazu gibt es noch viel zu erklären. Da wir heute Besuch kriegen und dann selber zu Besuch wegfahren, werde ich wohl dieses Jahr nichts mehr schreiben. Zu turm79 schreibe ich auch im nächsten Jahr was. Also, schöne Feiertage und ein gutes neues Jahr.
Eberhard

Ich habe doch noch etwas Zeit gefunden und möchte noch auf ein mögliches Problem beim chronischen Stottern hinweisen.
Für uns, die wir seit Jahren oder Jahrzehnten stottern, ist ja doch nicht die Frage, wie Stottern entsteht, die wichtigste, sondern warum wir zu den 20 % gehören, bei denen es chronisch geworden ist. Ich bin da zufällig auf die Frage gestoßen, ob chronisches Stottern etwas mit einer Dysthymie zu tun haben könnte.

Eine Dysthymie ist eine leichte, aber chronische Depression. Sie wird von den Betroffenen in der Regel nicht selbst bemerkt, weil keine Erinnerung von der Zeit davor mehr da ist und so der Eindruck entsteht, so sei halt das Leben.

Es gibt einen ‚Ratgeber chronische Depression‘ von Wolkenstein/Hautzinger im Hogrefe Verlag für 9,95 €. Tiefergehende Informationen liefert das Buch ‚Die Mauer überwinden‘ von Brakemeier/Buchholz im Beltz-Verlag für 24,95 €. Ich konnte damit prüfen, in wie weit ich davon betroffen bin und habe tatsächlich einige Elemente der chronischen Depression bei mir vorgefunden.

Der Kampf gegen die Elemente der chronischen Depression hilft tatsächlich, das Stottern weiter aufzulösen. Es hilft nichts, gegen das Stottern zu kämpfen, man muss gegen das vorgehen, was das Stottern festhält.

Es wäre schon eine Untersuchung wert, ob Stottern chronisch wird im Zusammenhang mit einer chronischen Depression, die entweder schon da war oder sich erst mit dem Stottern entwickelt hat.

Die von Prof. Sommer beschriebenen Veränderungen im Gehirn von Stotternden sehe ich eher als Folge des andauernden Stotterns mit Selbstverstärkungseffekt denn als Ursache. Aber ich glaube, das sieht er auch so.

Es tut in jedem Fall gut, das Stottern als persönliches (Selbster-)Forschungsthema anzunehmen, vorausgesetzt, das endet nicht wieder in einer neuen Depression.

Zitat von turm79 im Beitrag #3

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Ich bin nicht damit einverstanden, dass es im Gehirn etwa Unterschiede gibt, die den Redefluss stören. Sonst könnte kein Stotterer nicht ein Wort ohne zu stottern aussprechen. Wenn eine Machine kaputt ist, funktioniert es nicht richtig.

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Zitat von turm79 im Beitrag #3

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Alles ist viel einfacher als gedacht, nur wenn man richtige Faktören anschaut.

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Leider kann ich obigen Beitrag nicht mehr korrigieren...

Etwas entschärfend wollte ich noch ergänzen, dass man gerade WENN man sich die richtigen Fakten anschaut, feststellen wird, dass das Ganze ziemlich kompliziert ist und man einfach vieles derzeit noch nicht vollständig erklären kann.

Wenn jemand sein Stottern überwunden hat, ist das eine tolle Sache. Aber auch das ist - je nachdem wie man überwinden definiert - keine Erklärung dafür, dass es die in der Literatur beschriebenen Unterschiede in Hirnstruktur und -funktion nicht gibt.

Erst mal ein gutes neues Jahr für alle.

Ich möchte das Thema chronische Depression nicht weiter vertiefen, es kann aber sich im Einzelfall lohnen, sich mal daraufhin zu prüfen. Denn wenn man sie hat, macht das die Sache noch sehr viel komplizierter.

Es ist eine interessante Feststellung, dass Stotternde versuchen, mit der rechten Gehirnhälfte zu sprechen, weil das eigentlich nicht geht. In der rechten Gehirnhälfte befindet sich das, was Prof. Korte das Simulationssystem nennt und Daniel Kahneman (in schnelles Denken, langsames Denken) das System 1. In der linken Gehirnhälfte ist das Aufmerksamkeitssystem zusammen mit dem Sprachsystem und dem präfrontalen Kortex verortet. Kahneman nennt das das System 2.

Der Output des Simulationssystems besteht aus Vorstellungen, Bildern, Gefühlen und wohl auch aus Worten, die aber keine vollständigen Sätze bilden. Um daraus etwas Sagbares zu machen, müsste erst das Aufmerksamkeitssystem mit dem PFC sich dessen annehmen, es verarbeiten und an das Sprachsystem weitergeben.

Hier gibt es jetzt verschiedene Sichten zwischen Kahneman und Korte. Lt. Kahneman aktiviert das System 1 das System 2, wenn es das für erforderlich hält. Lt. Korte regelt das Salienz-System den Wechsel in der Besetzung des Bewusstseins durch das Aufmerksamkeitssystem und das Simulationssystem. Egal wie, hier müsste also der Fehler liegen, dass das Aufmerksamkeitssystem nicht wie erforderlich mitspielt.

Die nicht umhüllten Nervenbahnen zwischen links und rechts sind die Folge davon. Nervenbahnen werden in dem Maße umhüllt, wie sie benutzt werden. Umhüllt leiten sie die Signale etwa 3mal schneller. Nicht umhüllt sind sie dann halt langsamer, müssten aber trotzdem funktionieren.

Dass im Augenblick des Stotterns die Aufmerksamkeit im Keller ist, kann jeder feststellen, der stottert. Man hat dann zwar im Bewusstsein, was man sagen will (??), aber Bewusstsein und Aufmerksamkeit sind nicht dasselbe. Bewusstsein basiert auf dem Arbeitsgedächtnis und das kann nur 6-8 Elemente zugleich aufnehmen. Damit daraus eine flüssige Sprache entsteht, müssten Simulationssystem und Aufmerksamkeitssystem in Kooperation die Worte bilden und nachschieben.

So habe ich das verstanden und habe bei mir auch beobachtet, dass diese Kooperation beim Stottern nicht funktioniert. Das kann verschiedene Gründe haben. Und man kann dem abhelfen. Für heute aber erst mal genug.

Aufmerksamkeit – ich möchte dazu kein Missverständnis aufkommen lassen. Die Störung der Aufmerksamkeit ist nicht die Ursache für das Entstehen des Stotterns, aber sie schwächt die Fähigkeit, mit dem Stottern wieder aufhören zu können. Sie entsteht dadurch, dass das Stottern als unerträglich empfunden wurde/wird und die Aufmerksamkeit dadurch automatisch heruntergefahren wird, weil man ihm nicht entkommen kann.

Hier kommt ein weiteres Problem dazu. Wir müssen unterscheiden zwischen dem, was wir bewusst denken und der Meinung, die unser Unbewusstes dazu hat. Wir haben neben dem expliziten auch ein implizites Gedächtnis (auch prozedurales Gedächtnis genannt), welches dem Bewusstsein unzugänglich ist. Natürlich stottert niemand mit der Absicht, um Mitleid zu erregen; wenn wir das absichtlich machen würden, könnten wir es genauso absichtlich wieder sein lassen. Aber unser implizites Gedächtnis kann sehr wohl mit Hilfe der Amygdala die dumme Erfahrung gemacht haben, dass Stottern Menschen zugewandter, freundlicher, verstehender, rücksichtsvoller, hilfsbereiter werden lässt. Und vielleicht hat es uns schon mal vor unangenehmen Folgen gerettet.

Dazu kommt die Sache mit der Gewohnheit. So unsinnig es ist zu sagen, Stottern sei doch nur eine Angewohnheit, ist zu berücksichtigen, dass unser Gehirn alles, was wir 1-2 Monate lang oft und regelmäßig tun, zur Gewohnheit werden lässt. Und Gewohnheit ist eine mächtige Funktion unseres Gehirns.

Was ich sagen möchte ist, dass dumme, aber unbewusste Erfahrungen im impliziten Gedächtnis und die Macht der Gewohnheit eine Rolle dabei spielen können, warum wir nicht einfach mit dem Stottern aufhören können.

Hier schon mal ein Tipp: Stelle dir jeden Tag immer mal wieder vor, wie dein Leben ohne Stottern wäre, male dir das im Einzelnen aus. Wie würdest du dein Leben anders gestalten, was würdest du vielleicht sofort in Angriff nehmen, wie würdest du dich fühlen, was würdest du nicht mehr tun? Rede darüber mit dir selbst, du kannst dein implizites Gedächtnis so langsam von was Besserem überzeugen. Und der Aufmerksamkeitsschub, der dabei entsteht, kann auch Gewohnheiten überwinden.

Ich halte nichts davon, Stottern zu akzeptieren (und dann zu verdrängen). Die bessere Alternative: Nimm dein Stottern nicht als so schlimm und dramatisch an. Nimm es nicht schlimmer, als wenn du mit den Füßen stolperst und das mit einem ‚Ups‘ abtust.

Beschäftige dich viel mit Dingen, die volle Aufmerksamkeit erfordern. Z.B. Petra mit dem Stottern-Forum, den türkischen Stotterern und ihren Pferden oder Roland mit seiner Therapieschule für Stotternde und seiner Tennisschule. Ich glaube nicht dass das ohne überwiegend aktivierte Aufmerksamkeit zu bewältigen wäre. Und beide stottern ja auch kaum oder meistens gar nicht mehr.

Damit sich in deinem Gehirn etwas zum Positiven verändern kann, brauchst du interessierte Aufmerksamkeit, Neugier, positive Erwartungshaltung, Mut, Aufgeschlossenheit und gute Laune ohne Euphorie.

Das ist noch nicht alles.

Die Frage: Hat Stottern etwa mit Psyche zu tun? Wir müssen da klar unterscheiden zwischen der Frage, wie Stottern entsteht und der Frage, warum es bei 20 % der Betroffenen chronisch wird. Zu der Frage, wie Stottern entsteht, habe ich Vermutungen, über die ich aber erst am Ende sprechen will.

Wir müssen uns nicht mit den 80 % beschäftigen, bei denen das Stottern wieder aufgehört hat. Die haben ihre Entwicklungsturbulenzen durchlaufen und dann mit oder ohne Hilfe hinter sich gelassen.

Die Anderen haben irgendwann vor der Erkenntnis gestanden: Ich bin jetzt ein Stotterer, mein Leben ist jetzt nicht mehr das, was es vorher war, ich werde vieles nicht mehr können, was ich gerne gemacht hätte (Ich selbst wäre gerne Lehrer geworden). Auch wenn jemand das nicht bewusst denkt, unser Mandelkern (Amygdala) reagiert so. er muss es tun, um Störungen der Kohärenz im Gehirn zu erkennen und Maßnahmen einzuleiten, um die Kohärenz wieder herzustellen. Kohärenz bezeichnet die Stimmigkeit innerhalb unserer Gesamt-Psyche. Unser Gehirn ist ständig damit beschäftigt, gestörte Kohärenz wieder herzustellen, damit wir überleben können. Und wenn die Einsicht da ist, dass das Stottern jetzt den Rest des Lebens anhält, dann wird Kohärenz unter Einbeziehung des Stotterns herzustellen versucht. Damit ist dann unsere Psyche nicht mehr das, was sie vorher war. Sie ist jetzt um das Stottern herum organisiert.

Also, lass dir von niemandem und schon gar nicht von dir selbst einreden, das Stottern müsse den Rest deines Lebens so bleiben. Du weißt selbst, dass du nicht jeden Satz stotterst, den du redest. Und dass es Personen oder Situationen gibt, bei denen dein Stottern vielleicht auch ganz ausbleibt. Es ist herauszufinden, was zu tun ist, damit es immer öfter oder dann auch fast immer ausbleibt.

Eine für dich geeignete Stottertherapie kann dir Erlebnisse verschaffen, die dich davon überzeugen können, dass du gar nicht stottern musst. Nun ist die bewusste Erkenntnis und Überzeugung das eine, die unbewusste, emotionale Überzeugung das andere.

Die unbewusste, emotionale Ebene des Stotterns, die sich über Jahre und Jahrzehnte herausgebildet hat (implizites Gedächtnis, Gewohnheit), lässt ich nicht so einfach über Bord werfen und sorgt für Rückschläge.

Petra wird es mit nicht verübeln, wenn ich sie nochmal als Beispiel nehme. Petra hat ihr Leben gefunden, sie engagiert sich, fühlt sich verantwortlich und hat das Gefühl, gebraucht zu werden. Allein das Gefühl, gebraucht zu werden, kann das Stottern schon reduzieren. Weil das Gefühl, gebraucht zu werden, eben auch die Aufmerksamkeit aktiviert und schärft.

Du hast mich falsch verstanden, Petra. Das war noch nicht alles, was ich hätte erklären müssen und du beeilst dich schon, alles weitere abzublocken. Ich nehme an, du kannst Themen auch wieder löschen, dann mach das hier bitte. Und alles Gute.