Hallo Chiara.

Wenn ich nur wüsste, wie ich dir/euch das verständlich machen soll? Ich möchte nicht getätschelt werden oder bemitleidet, wenn ich das jetzt sage, aber ich bin wirklich zu blöd, um es zu erklären. Ehemaliger und Reifeverzögerter Hauptschüler eben, ist kein Witz. Ich versuche vieles über Beispiele zu erklären oder bildlich. Stell dir vor, meine sämtlichen Probleme, sprachlich, psychisch und sozial sind alle in einem Topf und werden kräftig verrührt. Unmöglich, für welchen Therapeuten auch immer, die einzelnen Zutaten herauszunehmen, um sie zu bearbeiten. Das Ergebnis war diese dissoziative Amnesie. Die Seele war voll am Anschlag, nichts ging mehr. Nur Sprache alleine reicht nicht und nur Psyche auch nicht. Wer weiß, 1 % der Bevölkerung stottert, dann gehöre eben zu den 0,1 %. Gibt bestimmt noch viele mich, doch die zu finden ist schwierig. Ich habe noch keinen erlebt, der so an die Öffentlichkeit geht, wie ich jetzt. Vermutlich wissen die Meisten aus dieser 0,1 % Liga gar nicht, dass es Foren wie dieses gibt.

Als ich deinen ersten Post gelesen habe, war ich schwer beeindruckt, aus verschiedenen Gründen. Als ich beim Prüß war, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben stotternde Mädchen und Frauen gesehen. Es muss für Frauen ungleich schwieriger sein, das erwartet man einfach nicht. Weiterhin bist du trotz schwerstem stottern deinen Weg gegangen. Bei mir ging es in erster Linie um Vermeidungsverhalten und Leidensdruck auf einer anderen Ebene, nicht schlimmer oder besser, sondern anders. Ich war mein Leben lang auf der Hut. Auch im 450 € Job muss ich jeden Tag damit rechnen, dass mich jemand anspricht.

Ich habe das schon mit meiner aktuellen Psychotherapeutin besprochen, was ich für den Fall der Fälle sagen kann. Wenn ich also von einem Außendienstler gefragt werde, kann ich bei guter Tagesform sagen: Tut mir leid, ich arbeite für eine Fremdfirma. Und da ich Probleme mit Vokalen habe, sage ich schon mal, ich bin von einer Fremdfirma. Klingt Grammatikalisch nicht ganz so gut, aber ich kann damit leben. Und mit diesem Druck arbeite ich schon seit 3 Jahren an 2 Tagen in der Woche. Ich bräuchte den Job eigentlich gar nicht, aber selbst ich sehe ein, dass er für meine Seele wichtig ist.

Früher habe ich auch mal Antidepressiva genommen, mit entsprechenden optischen Begleiterscheinungen. Nach ca. einem Jahr habe ich sie wieder abgesetzt. Gegen die Amnesien nehme ich Valproart, die leider auch zur Gewichtszunahme führen. Aber ich nehme sie meiner Frau zu liebe. Sie sagte neulich, du kriegst ja nicht mit, wenn du plötzlich wie ein gefällter Baum auf der Stelle zu Boden fällst und ich wieder die 112 anrufen muss. Meine Frau tut mir unendlich leid, ihr ganzes Leben ist auf meine Baustellen hin ausgerichtet. „Leider“ hält sie nach wie vor an unserer Ehe fest. Ich wünschte, es wäre nicht so, damit sie sich ein neues Leben aufbauen kann.

Dein letzter Absatz kommt mir auch bekannt vor. Gut, dass es kein Geruchs-PC gibt, ihr würdet Euren sofort herunterfahren. Nein so schlimm ist es nicht, aber es kostet mich auch eine ungeheure Überwindung. Ob ich noch mal einen neuen Anlauf wagen möchte? Dazu kann ich etwas erzählen. Ich bin schon seit mehreren Jahren bei ein und der selben Therapeutin. Ich habe ihr vor einem Jahr gesagt, dass ich das nicht mehr als Therapie ansehen würde, mir die Gespräche aber wichtig wären. Dann hat meine Frau mir einen Vorstellungstermin bei einem „Star-Therapeuten“ vermittelt. Ich mochte ihn von der ersten Sekunde an nicht. Ohne es mitzukriegen, habe ich mitten im Gespräch dissoziiert. Als ich später im Wagen neben meiner Frau saß, stellte ich die üblichen Fragen. Wo bin ich, welchen haben wir heute, wer bist du? Meine Frau stieg sofort aus, schellte noch mal an und stellte ihn zur Rede, ob er denn nicht gemerkt hätte, dass ich inmitten einer dissoziativen Amnesie gewesen wären. Er hat es bejaht, unser Star-Therapeut, aber mehr weiß ich nicht mehr. Ich bedaure es sehr, dass ich so ländlich wohne und keinen Zugang zu größeren SH-Gruppen habe. Dann wäre vermutlich vieles anders.

Gruß, Inliner

Wir hatten uns ja damals geschrieben, weil es bei mir ähnlich ist. Sozialphobie. Ich hab mir auch im Laufe der Zeit, aufgrund der negativen Erfahrungen mit Mitmenschen, eine Art Selbstschutz aufgebaut. Mit den Jahren hat sich das automatisiert, ich krieg das gar nicht mehr mit.

Ich wirke mitunter sehr abwehrend, genervt, teils auch komme ich auch mit meiner Ausstrahlung aggressiv rüber.
Mit dem Verhalten ernte ich schon mal Blicke, Kommentare.
Das alles führt wiederum dazu, dass ich noch weniger in Kontakt mit anderen komme, man vorschnell abgestempelt wird man hätte was gegen die anderen usw.

Neulich bei meiner Reha meinte die Chefärztin zu mir (ungelogen): Sie wirken sehr aggressiv. Wir haben im Haus Traumapatienten, die, wenn sie mir begegnen, retraumatisiert werden könnten.

Dabei hab ich da noch nicht mal wirklich böse geguckt. Ich bin im Endeffekt ganz anders, das genaue Gegenteil. Die Leute die mich von damals kennen wissen das auch. Ich habe die Angewohnheit sehr unter Spannung zu stehen, wenn der Druck zu groß wird, verspanne ich noch mehr und dann eben auch im Gesicht, was bei anderen zu der Auffassung führt man müsse mich lieber meiden.

Zu der Spannung kommen dann noch Kopfschmerzen, die hab ich eigentlich auch mehr wie oft. Gerade wenn ich längere Zeit unter Leuten bin, sie zu laut reden oder lachen, löst das bei mir noch mehr Verpannungen und Kopfschmerzen aus. Ich fühle mich dann nicht wohl, sondern immer unwohler. Muss meine Augen ab und an massieren oder gehe öfter zur Toilette um mal Druck runternehmen zu können. Wie sich bei der Reha rausstellte hab ich auch noch viel zu hohen Blutdruck, Spitzen von über 200. Das wiederum führt dazu, dass ich Gesichtsfeldausfälle bekomme, ich kann dann für 15 Minuten nichts mehr erkennen. Angefangen hat das mit 20 J. Jetzt durch die Tabletten krieg ich das aber gut geregelt. Stress kann bei mir auch schnell den Blutdruck hochtreiben, auf das wollte ich hinaus und Dauerbluthochdruck kann auch die Psyche beeinflussen.

@T_homas

Normaler antworte ich viel schneller, doch zum einen hat mich die Frühjahrsmigräne wieder voll im Griff und dieses ständige auf den Bildschirm starren macht die Sache auch nicht einfacher. Ist alles ne Kopfsache, bei dir ist es der Lärm, wenn andere im Getümmel sprechen, bei mir ist es die „Kälte“. Wobei Kälte relativ ist. Selbst bei 30° Außenthemperatur muss ich eine Mütze tragen. Schätze, das hat etwas mit der Körpertemp. zu tun. Wenn die draußen ansteht, könnte ich auf ne Mütze verzichten.

Aber zurück zum Tagesgeschäft und keiner möge sich verantwortlich fühlen oder angegriffen, Petra schon mal gar nicht. Jede/r erzählt von sich, von der Kindheit bis heute, aber findet bis auf wenige Ausnahmen kein Dialog statt, wie z.B. in Technik- oder Softwareforen. Backen, stricken, was auch immer. Egal, wo ich aktiv drin bin oder nur mitlese, findet dieser Dialog statt.

Ich hoffe, ihr wisst was ich meine, denn sonst stünde ich allein auf weiter Flur. Aber vielleicht ist euch das Thema stottern ja auch nicht soooo wichtig, weil ihr anderes in den Fokus stellt und mir nur vermitteln wolltet, wie es mal bei euch ausgesehen hat. Ansonsten sehe ich vieles, was auch auf mich zutrifft, Thomas. Wenn ich mir zudem noch einmal die andren Postings durchlese, komme zu dem Ergebnis, dass ich in 55 Jahren so "viel" gestottert habe, wie andere in einer Stunde. Der Rest ist vermeiden, verstecken, Highspeed und unkoordiertes stammeln, für das mich richtig schäme und hasse. Dieses stammeln war auch eine beliebte Zielscheibe eines Gesellen. Kriege ich heute noch nicht aus`m Kopp. Der hat mein Leben richtig versaut. Wenn ich heute mit jemandem spreche und ich bin der Meinung, mein Sprechtempo sei annehmbar, ich aber an den Stirnfalten des Gegenübers sehe, dass sie/er sich anstrengen muss, mir zu folgen, reduziere ich meine Geschwindigkeit.

Cut.

Zitat von T_homas im Beitrag #18

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Neulich bei meiner Reha meinte die Chefärztin zu mir (ungelogen): Sie wirken sehr aggressiv. Wir haben im Haus Traumapatienten, die, wenn sie mir begegnen, retraumatisiert werden könnten.

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Selbstironie sagt mir was. Es darf also durchaus gelacht werden.

Zitat von PetraS im Beitrag #19

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Die Therapie in Bonn, die ich für eine der besten Anlaufstellen in Deutschland halte, besteht heute aus 10 Wochen verteilt über ein Jahr. Zuerst 5 Wochen, nach einer Pause von mehreren Wochen weitere 3 Wochen und in wiederum Abständen von mehreren Wochen (genau weiß ich es nicht) nochmals jeweils eine Woche.Atmung gehört heute überhaupt nicht mehr zum Konzept, aber der Angstabbau, der einen großen Teil der Therapie einnimmt. Und bei schwereren Fällen besteht immer die Möglichkeit zusätzlicher psychotherapeutischer Hilfe, weil im Klinikum interdisziplinär gearbeitet werden kann.

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Zitat von PetraS im Beitrag #19

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Aber glücklicherweise haben wir auch genügend Mitglieder in der Gruppe, die wissen, dass gerade diese Leute besonders leiden, weil sie nicht begreifen, warum sie bei der einen Person so flüssig reden und bei der nächsten nicht.

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Zitat von PetraS im Beitrag #19

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Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber es ist tatsächlich so, dass es unser "Kerngeschäft" ist, sich solche Geschichten anzuhören und den Leuten zu zeigen, "hier ist jemand, der interessiert sich dafür!" Was in deinem Leben schief gelaufen, ist, ist heute leider nicht mehr zu kitten. Aber für die Zukunft kannst du immer noch Kontakt mit der Gruppe aufnehmen.

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Ich denke mal, dass Inliner keine Stottertherapie mehr machen will, das schrieb er ja auch schon vor 10 J.
Meiner Meinung nach ist das auch die verkehrte Baustelle an der gearbeitet werden muss.
Wie von ihm bekannt ist, hat er nur eine geringe Stottersymptomatik.

Ich würde ihm eher anraten zu einer Psychotherapie.
Dass er dissoziiert muss ja auch seine Ursachen haben.

Ich nehme mittlerweile 10 J. Antidepressiva und hab vllt. 5 Kilo zugenommen. Mit einer Waage ist das kein Problem sein Gewicht zu behalten.

Hallo Chiara.

Nach dem letzten Post von Petra, mit dem ich überhaupt nicht übereinstimmte, habe ich mich still und leise zurückgezogen. Wollte einfach keine Missstimmung reinbringen. Mit fehlendem Dialog, also was ich darunter verstehe, meinte ich Monologe. Um es auf den Punkt zu bringen, nach meinem aller ersten Post haben andere auch von ihrem Leben erzählt. Das nennt man Monolog. Aber ich habe Petra ganz klar ausgenommen, sie hat mich zitiert und auch vieles dazu geschrieben. Das heißt, wenn man zitiert, und damit auf andere eingeht, oder ohne Zitat, aber sich mit Hinweisen auf den Themenstarter bezieht, nennt man das Dialog. Mehr wollte ich damit nicht sagen.

Du z.B. und nimm mir das bitte nicht krumm. Du hast weiter oben aus deinem Leben erzählt. In Monologform, alles gut. Doch ich konnte und ich kann solche Lebensläufe noch nicht mal im Ansatz auf mein Leben übertragen. Das ist wichtig zu wissen, vor allem für mich. Noch nicht mal im Ansatz bedeutet für mich, 100 % gibt es nicht, noch nicht mal 75 % Übereinstimmung oder sogar noch tiefer runter. Ich kam NIE in den Genuss, so wie du oder andere, zu allen Lebenszeiten Freunde oder Bekannte zu haben.

Du hast weiter geschrieben, es wurden immer weniger Kontakte, aber auf Null sanken sie nie. Weißt du, ich habe mich mit diesem Leben arrangiert. Doch es ist derweilen wie ein Gang auf relativ dünnem Eis. Das bedarf einer hohen Leistung in Punkto Weitsicht und Planung. Was wir auch nicht vergessen dürfen. Ich habe alle meine unmittelbaren Nachbarn "mitgeformt". Die meisten halten mich für einen sturen Sonderling, da ändert auch eine Therapie nichts dran. Ich bin ja wie gesagt bei einer Therapeutin, aber die Sitzung dauert mal gerade 20 Minuten, absolut zu wenig für eine Tiefenarbeit und sie guckt gefühlte 10 x zur Uhr. Aber darüber hinaus, zum einen bin ich 60 Jahre alt, was soll ich da noch reißen und zum 2. wohne ich viel zu ländlich, um an „richtige“ Therapeuten zu kommen.

Klar, es gibt Stationäre, aber weißt du, was mir mehr hilft, als alle Therapien? Der Alltag in kleinen Dosen. Bedeutet, ich arbeite in meinem gewohnten 450 € Job, aber für einen anderen Arbeitgeber. Meine Frau hat dem Chef bereits von meinem Sprachfehler erzählt und er hat es seinen Mitarbeitern gesagt, die mich beliefern. Die kommen von weiter weg, bringen die Ware und ich räume sie ein. Was soll ich sagen? Ich spreche nahezu Fehlerfrei vor ihnen. Doch Menschen, die es nicht wissen, an der Wursttheke Beispielsweise und andere Kunden stehen noch dabei, läuft da gar nichts. Da nehme ich mir das Recht heraus, meine Frau vorzuschicken. Meine Frau kann ja schlecht mit dem Megaphone durch den Laden schreien. Achtung, Achtung, mein Mann hat einen Sprachfehler. Dann, ja dann würde es gehen und alle würden staunen und sagen, wieso, der hat noch nix.

Siehst du, seht ihr jetzt den Unterschied. Ich kandiere bestimmt nicht für die show Germanys next top Stotterer, aber ich habe noch keine/n gesehen, der mit meinen Baustellen, meinen Erfahrungen auch nur Ansatzweise übereinstimmt. Ich lese immer nur von Extremem und wie sich Stotterer trotzdem ein Leben in die Normalität erkämpft haben. Die einzige Normalität, die ich kenne, ist mein Fernseher und mein Notebook, das Tor zur Welt. Das einzige, was bleibt, ist mich zu erkundigen, ob die für alle frei zugänglichen Anlaufstellen 20 bis 25 Km von mir entfernt, trotz der Pandemie geöffnet haben.

Apropos Antidepressiva. Gewichtszunahme ist nicht das eigentliche Problem, sondern das aufgedunsene Gesicht bedingt durch Wasserablagerungen. Zudem kommt noch bei mir hinzu, dass ich ein Medikament nehme, das meine dissoziativen Amnesien in Schach hält. 7 Kilo habe ich schon drauf und wer weiß, was depressiv bedeutet, weiß auch, wie schwer es so einem Menschen fällt, das Haus zu verlassen, ganz zu schweigen, täglich ne Stunde spazieren zu gehen oder meinetwegen auch zu Hause auf nem Stepper zu trainieren. Aber ich denke drüber nach, werde versuchen, mich zumindest in Sachen Bewegung aus dem Loch zu ziehen.

Gruß, Inliner

Ich habe das hier wieder gelöscht. Wie komme ich dazu, einem der hier schildert wie schlecht es ihm im Leben gegangen ist, zu erzählen wie gut es mir gegangen ist? Ich bitte um Entschuldigung. Das waren nur so spontane Gedanken, nachdem ich alles gelesen hatte.

Über das, was ich über Depression und freien Willen gesagt hatte, mache ich ein neues Thema auf.

Hallo Eberhard.

Und ich wollllte gerade auf dein letztes Posting antworten. Zugegeben, mir wurde beim lesen Kotzschlecht, um es mal salopp zu sagen. Es war eine Mischung aus Angst und einer Aura. Eine Aura sind die Vorboten einer Dissoziation, die im Magen beginnt und binnen weniger Sekunden nach oben durch den Körper strömt. Danach folgt dann meistens eine Epilepsie, der Oberbegriff für meinen ganzen Psychokram also Dissoziation oder Krampfanfall. Wie laute noch mal meine Betreffzeile? Genau.

Ich dachte noch so bei mir, noch so ne tolle Erfolgsgeschichte, die kann ich als Psycho gerade noch gebrauchen. Aber, du und alle anderen haben sich das verdient mit mehr oder wenigem steinigen Weg. Mit dem löschen des Threads hast du sehr viel Empathie bewiesen. Ich hatte eh vor zu schreiben, das was ich immer schreibe, für mich ist es zu spät. So einfach komme ich aus dieser Destruktivität nicht wieder heraus. Das ist ein Thema, das in der Stottererszene, also die sich organisiert haben, eher ein Schattendasein führt.

Aufgrund meiner DA habe ich ja ca. 90 % aller Erinnerungen verloren. Was ich jedoch nicht vergessen habe, dass du Programmierer bist. Auch wenn eines mit dem anderen nicht unbedingt zusammenhängen muss, aber vielleicht hast du ja Ahnung von Linux. Bin absoluter Laie und "Nur-Surfer" und bald steht der Wechsel vom Mint 18 zu 20 an. Da graut es mir jetzt schon vor. In den spezifischen Foren geht es mir mitunter zu rau zu, kein gutes Pflaster für Menschen wie mich.

Falls du Ahnung, Lust und Zeit hast, könnten wir uns ja mitunter per pn oder auch telefonisch zu dem Thema unterhalten.

Gruß

Hallo Inliner,
zu Mint kann ich dir leider nicht helfen, weil ich es nicht kenne. Ich weiß wohl, dass die Umstellung auf neue Versionen bei den Linux-Systemen nicht so einfach ist wie bei Windows.

Aber mal zu dir: Es ist schon bemerkenswert, wie du dich bemühst, dich selbst fertig zu machen. Warum? Es ist so, als würdest du an dir selbst fortführen, was andere dir angetan haben. Warum? Es ist so, als würdest du dich ständig selbst verprügeln. Warum?

Das ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Die Zustände, in die man in der Kindes- und Jugendzeit gedrängt wurde, wird man nur schwer wieder los. Ich kenne das.

Längere Zeit wurde das alles bei mir durch Beruf, Ehe, Kinder weitgehend überdeckt. Seitdem der Beruf vorbei ist, die Kinder schon lange aus dem Haus sind und weit weg wohnen, viele Bekannte aus dieser Zeit nicht mehr Teil meines Lebens sind, habe ich ganz schön damit zu kämpfen, das Wiederauftauchen der alten Zustände abzublocken.

Das allerdings ist durchaus machbar. Ich erkläre dir das jetzt mal kurz, ich habe vor, demnächst daraus ein neues Thema zu machen und die Sache darin ausführlicher zu beschreiben.

Es geht um die Frage des freien Willens. Man denkt oft, alles was ich tue, ist ein Resultat meines freien Willens. Das ist aber ein Irrtum. Allzu oft sind wir nur Getriebene unserer selbst, eines emotional gesteuerten Automatismus beim Denken Fühlen und Handeln.

Manche Neurobiologen (Roth, Singer, u.a.) gehen so weit, dem Menschen den freien Willen gar ganz abzusprechen. Aber viele andere halten dagegen (Kahneman, Safranski, Bieri, Spitzer, Scheurle, u.a.).

Demnach gibt es beim Menschen einen freien Willen, aber der besteht vor allem daraus, dass er Nein sagen kann. Freier Wille und Bewusstsein entstehen beim Menschen dadurch, dass er Nein sagen kann. Wer das Nein nicht pflegt und übt, dem geht’s nicht gut. Nur das Nein macht einen frei und öffnet Räume, um sich weiterzuentwickeln. Also ein Nein zu dem was einen blockiert und umhertreibt.

Du könntest mal Nein sagen zu alle dem, was dich in deinem Kopf ständig bedrängt. Das braucht Mut, Ausdauer und Hartnäckigkeit und den eigenen Entschluss, zuversichtlich zu sein und den Feind nicht immer irgendwo anders zu suchen. Wenn etwas Neues anfangen soll, muss vorher immer etwas anderes zu Ende gehen. Du bist noch jung genug zu einem Neuanfang. Was dann Neues kommt, wirst du schon sehen, du musst ihm nur mit Geduld eine Chance geben. Dann kannst du vielleicht auch mal wieder zu was Ja sagen (was du zurzeit wohl bewusst eher auch nicht kannst). Schließlich triffst du dann mal wieder freie und mutige Entscheidungen für dein Leben, statt es einfach den Bach runter gehen zu lassen?

Zitat von Eberhard im Beitrag #29

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Längere Zeit wurde das alles bei mir durch Beruf, Ehe, Kinder weitgehend überdeckt. Seitdem der Beruf vorbei ist, die Kinder schon lange aus dem Haus sind und weit weg wohnen, viele Bekannte aus dieser Zeit nicht mehr Teil meines Lebens sind, habe ich ganz schön damit zu kämpfen, das Wiederauftauchen der alten Zustände abzublocken.

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